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Fingerzeige & Fingerübungen

Pascal Blum
News: Pascal Blum

Das Fantoche 2005 hat seinen Nemo gefunden: «Welcome to Kentucky» von Craig Welch aus Kanada wurde mit dem Hauptpreis ausgezeichnet, dotiert mit 10'000 Franken.

Fingerzeige & Fingerübungen

Die Ehrung für die poetische Schwarz-Weiss-Zeichenanimation passt zum sorgfältig ausgewählten Programm und ist ein Fingerzeig: Die aufwändige Handarbeit fiel auf im «digitalen Zeitalter» und ihre Machart wird wohl nicht mehr lange «als traditionell gelten», so die Jury-Begründung.

Ein weiterer Preis ging an den stillen Variété-Kurzfilm «Little Night Symphony» aus Russland, eine sehr sonderbare Familiengroteske aus Japan erhielt den «Hot Talent»-Award.

Formschöne 3D-Computeranimationen wurden von der Jury offenbar bewusst verschmäht, womit auch der inhaltlich geniale «Zero Degree» aus dem Iran übergangen wurde: Ein Soldat sieht sich nach einem Mord im Bildausschnitt einer Kamera gefangen, findet nicht mehr aus der Leinwand heraus.

Der Hauptpreis des 30-Sekünder-Formats «Minimotion» ging an die Popcorn-Studie «Metamorpho» des Schweizers Jean-Claude Campell. Animationen im Stile Pixars fehlten im Wettbewerb weitgehend, einzig der Computertrickfilm «The Last Knit» von Laura Neuvonen wurde mit einem Publikumspreis bedacht.

Entsprechend waren die Wettbewerbsfilme von Fingerübungen durchsetzt, die sich dem digitalen Mainstream bewusst verweigern wollten, über einige schnarchhafte Retro-Kringel zumeist aber nicht hinauskamen. Ein Highlight in dieser Hinsicht war der hinskizzierte Zeichentrick «Son of Satan» basierend auf einer Bukowski-Geschichte, in dem ein Kind brutal verprügelt wird. Die «rohe Kraft» und die intensive Visualität des Kurzfilms von JJ Villard aus den USA wurden dann auch mit dem Preis «Best Visual» ausgezeichnet.

Mit lustigen Cartoons hatten die Animationen im Contest derweil nichts zu tun, was auch das Wochenend-Publikum einigermassen verwirrte. Explizit politisch und enorm blöd waren hingegen die Flaggen-Metamorphosen von Myriam Thyes, wo zum Beispiel die Fahnen der neuen EU-Länder ineinander-gemorpht wurden: Reine Sonderpädagogik, wie auch beim niederländischen «God on Our Side» über den Israel-Konflikt, der in einer Picasso-Guernica-Ästhetik lapidar explodierende Busse zeigte und künstlerisch nichts anregte.

Dagegen war der persönliche Liebling von Festivalleiter Frank Braun «Aachi und Ssipak» des Südkoreaners Joe Bum-jin viel radikaler; ein gewaltiges Cartoon-Action-Zeichenspektakel, in dem die Fäkalien der schlumpfhaften Erdbewohner als Brennstoff dienen. Zu sehen gab es nur einen Ausschnitt, aber man wird wohl einiges daransetzen, die verrückte Story in unsere Kinos zu bringen.

Es besuchten über 20 000 Besucherinnen und Besucher die 116 Veranstaltungen. Das Festival habe damit an die Erfolge der 4 vergangenen Ausgaben angeknüpft und einen neuen Zuschauerrekord verzeichnet.

12. September 2005

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