Auf dem Weg Frankreich 2023 – 95min.

Filmkritik

Unterwegs auf ausgetretenen Pfaden?

Filmkritik: Kilian Junker

Pierre (Jean Dujardin) macht sich auf den Weg durch die “axe du vide”: eine Reise quer durch Frankreich mit dem Ziel des körperlichen Wiederaufbaus.

Pierre (Jean Dujardin) ist schon durch die ganze Welt gereist und hat seine Wanderungen dabei zu Papier gebracht. Als er in seiner Heimat Frankreich aus einem Hochhaus über mehrere Stockwerke in die Tiefe stürzt, hätte er beinahe eine Querschnittslähmung erlitten. Doch dann rettet ihn das, was schon immer seine literarische Arbeit beeinflusst hat: das Gehen. Der Mann, der gerade erst eine langwierige Reha hinter sich gebracht hat, such sich eine Herausforderung: Er möchte das ganze Land durchqueren. Sein Ziel ist, dabei nur die die titelgebenden schwarzen Wege zu verwenden – also die kleinsten und unscheinbarsten Pfade, die in seiner Karte eingezeichnet sind.

«Auf dem Weg» ist ein Roadmovie zu Fuss, das auf dem gleichnamigen literarischen Erfolg von Sylvain Tesson basiert (der übrigens einen diskreten Cameo-Auftritt im Film hat). Der Schriftsteller erzählt darin seine wahre Geschichte – von der ungewöhnlichen Herausforderung und die mit ihr verbundene Wertschätzung der Langsamkeit, der Stille und der zufälligen Begegnungen. Kurzum, die Vorlage ist ein Buch, das völlig losgelöst von klassischen Erzähl-Zwängen funktioniert. Mit diesem Ausgangsmaterial scheint Regisseur Denis Imbert (vor allem bekannt für die Komödie «Vicky» (2016) und den Familienfilm «Mystère» (2021)) ziemlich überforderte gewesen zu sein. Alles, was das Wesen des Originalmaterials ausmacht, wird auf den Kopf gestellt, um seinem Film eine traditionelle Erzählweise einzuimpfen.

Aus Tessons Schweigen wird so ein ständiges Voice-over, das von Jean Dujardin aus dem Off geflüstert wird – der sich dabei auch noch mit diesem wenigstens etwas zu literarischen Text schwertut. Die Schreibarbeit wird auf der Leinwand in eine falsch klingende Mündlichkeit übersetzt – zum Beispiel durch Momente, in denen er flüsternd in sein Notizbuch kritzelt oder mit schiefen Bildern, die er seinen GesprächspartnerInnen um die Ohren haut. Die unaufgeregte Vorlage wird ausserdem durch einen falsch gesetzten Höhepunkt – Pierres Sturz – verraten. Der Erzählung wird so ein Drehbuchgerüst aufgezwungen, die es eigentlich gar nicht nötig hätte. Die Figur Pierre ist mal bevormundend, mal sarkastisch – die Frauenfiguren sind lediglich Karikaturen.

«Auf dem Weg» weckt leider nur den Wunsch, (wieder) in Tessons Buch zu schauen. Zeitweise bietet der Film aber eine sehr schöne Auswahl an Landschaften des ländlichen Frankreichs, die man gerne ein bisschen länger genossen hätte.

27.11.2023

2.5

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