Cat Person Frankreich, USA 2023 – 118min.

Filmkritik

Das Zerplatzen der Seifenblase

Maria Engler
Filmkritik: Maria Engler

Boy meets Girl – doch was passiert, wenn bei den ersten Dates die Alarmglocken läuten? Margot ignoriert ihre Bedenken, als sie den 15 Jahre älteren Robert kennenlernt, doch sie fühlt sich immer unwohler und bricht schliesslich den Kontakt ab. «Cat Person» zeigt eindringlich, was dann passieren kann – und visualisiert die schlimmsten Albträume jeder Frau.

Margot ist eine 20-jährige Studentin und arbeitet nebenbei in einem Kino. Eines Tages schlendert Robert herein, ein lockeres Gespräch, später werden Nummern getauscht – das Texten beginnt. Nach einem holprigen ersten Date treffen sie sich wieder, doch obwohl Margot ein schlechtes Gefühl hat, schläft sie mit dem 35-jährigen Robert – ein Fehler. Nachdem sie das Verhältnis beendet, erhält sie beleidigende Nachrichten und fühlt sich verfolgt. Wird die Situation eskalieren?

Ende des Jahres 2017 veröffentlichte der «New Yorker» die Kurzgeschichte «Cat Person» der amerikanischen Autorin Kristen Roupenian, die der #MeToo-Bewegung im literarischen Bereich grosse Verbreitung brachte und zu vielen Diskussionen führte. Die Regisseurin Susanna Fogel nimmt sich nun dem Stoff an, der von der Drehbuchautorin Michelle Ashford in eine Filmadaption umgewandelt wurde. Doch während die Kurzgeschichte mit dem unschönen Ende einer Beziehung abschliesst, geht die Filmversion mehrere Schritte weiter in die Eskalation.

«Cat Person» spielt sich vor allem aus der Perspektive von Margot (Emilia Jones) ab, deren Ängste und Hoffnungen sehr deutlich ausbuchstabiert werden. Momente wie der nächtliche Weg nach Hause und die aufkeimende Panik sind eindrücklich inszeniert und leider allzu nachvollziehbar. Ebenfalls überzeugend sind die Tagträume von Margot, die damit immer wieder Erklärungen für Roberts eigenartiges Verhalten findet, es rechtfertigt und Ausreden konstruiert, um ihn weiterhin zu treffen.

Ohnehin ist eine spannende Ebene von «Cat Person», dass beide Partner dieser unglücklichen Begegnung Vorstellungen des jeweils anderen entwickeln, die mit dem echten Menschen nur wenig zu tun haben. Über Textnachrichten und Fantasien entsteht ein Bild des Gegenübers, eine Traumgestalt, die im Kontakt mit der Realität wie eine Seifenblase zerplatzt. Es ist ebenso herzzerreissend wie erschreckend, mitzuerleben, wie Margots Bild von Robert genau im Moment kippt, als sie sich auf dem Weg zum Sex befinden – und sie weitermacht, obwohl alles in ihr das Gegenteil will.

Obwohl die Erzählung, weil sie aus der Perspektive von Margot entwickelt wird, eher zu Ungunsten Roberts ausfällt, ist die Darstellung der beiden Figuren in «Cat Person» alles andere als Schwarz-Weiss. Beide Figuren verhalten sich ungünstig, kommunizieren nicht offen miteinander und treffen ungute Entscheidungen – doch ihre Fehlbarkeit macht sie menschlich und nachvollziehbar. Diese Uneindeutigkeit bietet jede Menge Stoff für Diskussionen.

05.10.2023

3.5

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