Petite Solange Frankreich 2020 – 86min.

Filmkritik

Die «kleine» Solange kann nicht nach Hause

Filmkritik: Walter Rohrbach

Das 86-minütige französische Melodrama eines jungen Teenagers in Bedrängnis schildert eindrücklich wie stark die Beziehung der Eltern das Wohlbefinden des Kindes beinträchtigen kann. Ein berührendes Porträt — mit einigen Schwächen allerdings.

Solange was ist passiert? In der ersten Einstellung läuft sie etwas verwirrt und offensichtlich verzweifelt durch die grauen Gassen einer französischen Stadt. Vor einigen Monaten aber war die Welt des 13-jährigen Teenagers noch in Ordnung. Ihre Eltern feierten ausgelassen und scheinbar glücklich ihren 20. Hochzeitstag. Bei schaumigem Sekt, frivolen Gästen und im hauseigenen Garten drückte ihr Vater zur Scham von ihr und ihrem Bruder in einer emotionalen Rede seine Dankbarkeit aus.

Soweit so unspektakulär. Denn eigentlich ist Solange ein typischer Teenager. Ihr Leben spielt sich vor allem in der Schule und zu Hause ab und sie beginnt sich allmählich für «Jungs» zu interessieren. Der etwas ältere Junge, der «süss» aussieht und in der Schulpause Piano spielt, scheint es ihr angetan zu haben. Langsam gerät aber die Familienkonstellation ins Wanken: Ihr quirliger Vater (Inhaber eines Gitarrengeschäftes), gespielt von Philippe Katerine, und ihre Mutter (arbeitet als Schauspielerin), verkörpert von Léa Drucker, haben immer mehr Uneinigkeiten. Dies bleibt auch der feinfühligen Solange nicht verborgen, die ihre Eltern geradezu vergöttert und sich stark an ihren Eltern orientiert. Eines Tages aber streiten sich ihre Eltern so stark, dass die Ehekrise nicht mehr zu verstecken ist — Zwietracht, Frust und vor allem auch Unsicherheit macht sich breit. Der Schatten einer möglichen Scheidung rückt näher und legt sich langsam auch auf Solanges Gemüt. Als dann noch herauskommt, dass das gemeinsame Haus verkauft werden soll, ist es zu viel für den sensiblen Teenager.

Die Regisseurin Axelle Ropert ist eine Spezialistin für messerscharfe, von zeitgenössischer Melancholie geprägten Komödien (La prunelle de mes yeux, Sagen Sie mal A). Allerdings, eine Komödie ist es nicht wirklich geworden: eher eine drastische und realistische Schilderung der Auswirkungen von Eheproblemen auf die Kinder. In dieser Situation ist es natürlich schwierig und auch nicht den Tatsachen entsprechend auf heitere Momente zu verweisen. Aus diesem Grund ist es eine schwere Kost, die den Zuschauenden serviert wird und es fällt schwer eine Zielgruppe zu definieren, denen man den Film empfehlen kann. Auch wirkt der Film durch die Schnittfolge teilweise etwas abgehackt. Dagegen kann man eine bezaubernde Jade Springer stellen, die absolut eindrücklich Solange verkörpert: dies gelingt ihr in einigen Szenen auch nur mit der Mimik ihres schmalen Gesichtes, wo sie in feinen Zügen ihre Zerbrechlichkeit erzählen kann und den Film zu einem berührenden Porträt macht, der sicherlich zum Nachdenken anregt.



17.08.2021

3.5

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