Le bonheur des uns... Frankreich 2020 – 104min.

Filmkritik

Alles, bloss keinen Erfolg!

Irene Genhart
Filmkritik: Irene Genhart

Des einen Glück sei des Anderen Leid, sagt der Volksmund: Daniel Cohen schildert, wie der Erfolg einer Frau ihren Freundeskreis auseinanderbrechen lässt.

Léa Monteil ist Mitte dreissig und lebt in Paris. Sie ist liiert mit dem Manager Marc Seyriey und himmelt ihn für seine Tatkräftigkeit und Erfolge ein wenig an. Sie selber arbeitet als Verkäuferin in einer Modeboutique in einem Einkaufszentrum. Sie ist mit ihrem Job ganz zufrieden und schätzt den Kundenkontakt. In den Arbeitspausen sitzt sie liebend gern in der Malle und beobachtet Menschen.

Léa hat seit Schulzeiten eine beste Freundin, Karine. Oft unternehmen die beiden etwas zusammen mit Marc und Karines Mann, Francis. Léa ist die Ruhigste des Quartetts, die Rücksichtsvollste und Unsicherste auch. Weswegen die anderen bass erstaunt sind, als ausgerechnet Léa bei einem Dinner erzählt, dass sie in den letzten Monaten einen Roman geschrieben hat, der demnächst erscheinen wird. Das nicht etwa selbstverlegt. Nein. Léa hat einen berühmten Schriftsteller kennengelernt, der sie talentiert findet und unterstützt, ihr Buch wird in einemangesehenen Verlag erscheinen.

Léas Ankündigung löst bei den andern alles andere als Bewunderung aus. Marc nimmt Léas Schreiberei nicht ernst, legt ihr Buch ungelesen zur Seite und wittert in besagtem Schriftsteller einen Nebenbuhler. Karine ist brüskiert, weil Léa sie nicht früher in ihr Unterfangen einweihte und behauptet, sie sei sicher die bessere Autorin. Und Francis, überzeugt, dass auch in ihm Besonderes steckt, versucht sich der Reihe nach als DJ, Bildhauer, Bonsai-Züchter, Gourmet-Koch ...

„Le bonheur des uns…“ ist der vierte Spielfilm von Daniel Cohen und basiert auf einem eigenen Theaterstück, das er für die Leinwand umschrieb. Cohen liebt Comics und hat ein Flair für starke Farben, was man dem Film ansieht. Er hat vor Ort gedreht: auf den Strassen, in den Strassen und Parks von Paris und am Ufer der Seine; die noble Altbauwohnung, in der Léa als berühmte Autorin haust, könnte sich an der Champs-Elysées befinden.

«Le bonheur des uns…» ist exzellent besetzt und gut gespielt. Nebst Bérénice Bejo als Léa überzeugt vor allem Vincent Cassel in der Rolle eines Machos, der sich durch seine Lebenspartnerin plötzlich in den Schatten gestellt sieht. Aber auch Florence Foresti und François Damiens haben als eifersüchtige Freundin und Möchtegern-Artist ihre starken Momente. «Le bonheur des uns…» bewegt sich in der Tradition des in Frankreich beliebten, unter Freunden spielend Komödienkinos, das pointiert Menschliches und allzu Menschliches unter die Lupe nimmt.

19.07.2021

3.5

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Kommentare

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thomasmarkus

vor 2 Jahren

Der Neid stellt sich schon vor dem Erfolg ein, das ist fast das Überraschendste.
Und die Männer - der eine überschätzt sich, der andere wird unterschätzt...
Dabei könnt er gar in Alexandrinern rappen...


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