La Fine Fleur Frankreich 2020 – 105min.

Filmkritik

Alles für meine Rosen

Walter Gasperi
Filmkritik: Walter Gasperi

In Pierre Pinauds Komödie schreckt Catherine Frot als leidenschaftliche Rosenzüchterin auch vor kriminellen Methoden nicht zurück, um den Familienbetrieb vor dem Bankrott zu retten.

Keine Chance hat Eve Vernet (Catherine Frot) beim nationalen Rosenzuchtwettbewerb in Paris. Schon zum achten Mal in Folge trägt der grosse Konkurrent Lamarzelle (Vincent Dedienne) den Sieg davon.

Gewohnte Gegensätze prallen hier mit dem Familienbetrieb, bei dem Eve viel Liebe in die Zucht steckt, und dem Konzern, bei dem der Profit im Zentrum steht, aufeinander. Der klassische Kampf David gegen Goliath, bei dem die Mittsechzigerin auf verlorenem Posten zu stehen scheint, wird damit eingeläutet.

Finanziell schwer angeschlagen ist ihr Betrieb nämlich, nicht einmal Saisonarbeiter kann sie sich leisten. In der Notlage hat Mitarbeiterin Véra (wunderbar steif und pflichtbewusst: Olivia Côte) deshalb zwei Arbeitslose und einen Ex- Häftling aus einem Resozialisierungsprogramm als Helfer angestellt. Nicht von ungefähr erinnert dieses Trio an die Underdogs in Ken Loachs «The Angel´s Share», nennt doch auch der Regisseur selbst diesen Film als wichtige Referenz.

Mit dieser Tragikomödie kann aber «La fine fleur» nicht mithalten. Zu wenig erfährt man dazu über die Biographie des 50-Jährigen algerischstämmigen Samir (Fatsah Bouyahmed), über die überängstliche junge Nadège (Marie Petiot). Einzig beim mehrfach vorbestraften Fred (Melan Omerta) bekommt man Einblick in seine Kindheit mit Vernachlässigung durch die Eltern sowie den drohenden Rückfall in die Kriminalität. Zu dieser regt Eve ihre drei Helfer freilich selbst an, denn nur durch Diebstahl der preisgekrönten Rose von Lamarzelle, kann eine Kreuzung hergestellt werden, mit der im kommenden Jahr der dringend nötige Sieg beim Zuchtwettbewerb errungen wird. Für einen dramatischen Höhepunkt sorgt dieser Einbruch, während Pinaud sonst zurückhaltend inszeniert und auf dem langsamen Zusammenwachsen Eves und ihrer neuen Mitarbeiter:innen fokussiert.

Catherine Frot lässt dabei in jeder Szene Eves Leidenschaft für die Rosenzucht spüren und trefflich besetzt sind auch die drei Arbeitslosen, doch das dramatische oder auch komödiantische Potential, das diese gegensätzlichen Charaktere bieten, schöpft Pinaud nicht aus. Statt auf Konfrontation und sozialkritischen Impetus setzt der Franzose auf Harmonie und Wohlgefühl. Das macht dieses Feelgood-Movie, dessen Handlung in vorhersehbaren Bahnen verläuft, zwar sympathisch, andererseits bleibt es aber auch trotz der bis in den Nachspann hinein farbintensiven Beschwörung der Vielfalt und Schönheit der Rosen und der malerischen Landschaft des Burgunds etwas farblos und lässt richtige Würze vermissen.

06.09.2021

3

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