Mein Lotta-Leben Deutschland 2019 – 95min.

Filmkritik

Familienwahnsinn pur

Björn Schneider
Filmkritik: Björn Schneider

In der Verfilmung der Buchreihe von Alice Pantermüller nimmt der Kinobesucher am chaotischen Alltag der „blockflötisch total unbegabten“ Gesamtschülerin teil.

Zuhause bei Lotta (Meggy Hussong) geht es drunter und drüber: Mama Sabine (Laura Tonke) ist auf einem Esoterik-Trip und arbeitet seit kurzem in einem Meditationsstudio. Papa Rainer (Oliver Mommsen) ist meistens grummelig und von ihren nimmermüden „Blöd-Brüdern“ (Lenny und Marlow Kullmann) muss sich Lotta andauernd ärgern lassen. Zum Glück hat sie zwei sehr gute Freunde: Cheyenne (Yola Streese) und Paul (Levi Kazmaier). Probleme stehen an, als eine Mitschülerin Paul zu einer grossen Party einlädt – nicht aber Lotta und Cheyenne. Die versuchen unterdessen, mit Hilfe des berühmten Sängers Marlon (Lukas Rieger) doch noch auf die Party zu kommen.

Mein Lotta-Leben beruht auf der gleichnamigen Kinder- und Jugendbuchreihe der deutschen Autorin Alice Pantermüller. Das erste „Mein Lotta-Leben“-Buch erschien 2012, bis heute kamen mehrere Dutzend Geschichten um die zehnjährige Hauptfigur hinzu. Inszeniert wurde der Film von Neele Vollmer, zu deren grössten Erfolgen die Jugend-Roman-Adaptionen Rico, Oskar und die Tieferschatten (2014) sowie Rico, Oskar und der Diebstahlstein (2016) zählen.

Von Beginn an atmet der temporeich inszenierte Film den Geist der Bücher, in denen Lotta in Form von Tagebucheinträgen über ihr Leben berichtet. Wie in der literarischen Vorlage fühlt man sich auch als Zuschauer direkt involviert und gewissermassen als Teil der Handlung, da Lotta mehrfach in die (Hand-)Kamera spricht und sich so unmittelbar ans Publikum wendet. Die Ereignisse in ihrem Leben kommentiert sie dabei mit teilweise enorm reflektierten, pointierten Äusserungen, die sich dem augenzwinkernden Humor und heiteren Tonfall des Films anpassen.

Dass der Humor so gut funktioniert liegt zu weiten Teilen an den ulkigen, schrägen Nebenfiguren. Darunter eine gelangweilte Popstar-Managerin, eine dauergehemmte Klassenlehrerin (gespielt von Carolin Kebekus) sowie ein tiefenentspannter Esoterik-Guru. Ganz ohne Allgemeinplätze und Klischees kommt der Film bei einigen der Kinderfiguren jedoch nicht aus – siehe: die arrogante Klassen-Zicke oder Paul, der hornbebrillte und experimentierfreudige Technik-Nerd.

Als erfrischend und unkonventionell erweisen sich zunächst die zahlreichen visuellen Spielereien. Um die Figuren schwirren schwarz-weisse Denk-, Sprech- und Geräuschblasen, die Mein Lotta-Leben etwas Cartoon-artiges verleihen. Ab einem bestimmten Zeitpunkt aber verlieren die Animationen an Reiz, da sie gefühlt im Sekundentakt auf der Leinwand erscheinen oder aufblinken: als animierte Noten aus Lottas Blockflöte, als Regenwolken über betrübten Gesichtern oder in Form von Namen und Gegenstandsbeschreibungen.

16.09.2021

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