Binti Belgien 2019 – 90min.

Filmkritik

Ein wunderbarer Zufluchtsort

Christopher  Diekhaus
Filmkritik: Christopher Diekhaus

Den Wunsch nach dem Dazugehören, den ein mit ihrem Vater illegal in Belgien lebendes Mädchen aus dem Kongo hegt, verpackt die Regisseurin Frederike Migom in ihrem Spielfilmdebüt „Binti“ auf idealisierte, aber dennoch herzerwärmende Weise.

Dass die 12-jährige Binti (Bebel Tshiani Baloji) ein echter Wirbelwind ist, zeigen schon die ersten Minuten. Selbstbewusst, gut gelaunt und schlagfertig gibt sich die leidenschaftliche Vloggerin vor ihrer Kamera und berichtet ihren inzwischen 1000 Followern aus ihrem Leben. Der Ausflug zu einem Szene-Event, bei dem sie ihr grosses Vorbild treffen möchte, endet mit einer Enttäuschung. Noch viel schlimmer wird es aber kurz darauf, als Binti mit ihrem Vater (Jovial Baloji) während einer Polizeirazzia Hals über Kopf ihr Wohnheim verlassen muss.

Die beiden Einwanderer besitzen keine Papiere und wissen nicht, wo sie als Nächstes unterschlüpfen sollen. Gut nur, dass Binti in einem Wäldchen ein Baumhaus entdeckt und dort auf den kleinen Elias (Mo Bakker) trifft, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die vom Aussterben bedrohten Okapis zu retten. Anfangs ist der Junge wenig begeistert über den ungebetenen Gast. Seine Mutter Christine (Joke Devynck), die nach einer Verletzung von Jovial verarztet wird, bietet Binti dennoch an, bei ihnen zu schlafen. Am nächsten Tage bricht schliesslich langsam das Eis, da die Videoexpertin Elias‘ Tierkampagne mit ihrem Know-how unterstützen will.

Das von Migom verfasste Drehbuch reiht einige bemerkenswerte Zufälle aneinander. Etwa den, dass Elias ausgerechnet für die nur noch im Kongo lebenden Okapis brennt. Darüber hinaus wirken manche Handlungselemente stark idealisiert. Christine ist etwa sofort bereit, völlig fremde Menschen bei sich aufzunehmen. Dass Nachbar Floris (Frank Dierens), mit dem sie, zum Ärger ihres Sohnes, nach ihrer Scheidung anbandelt, aus Eifersucht Probleme heraufbeschwören wird, lässt sich ebenfalls sehr früh erahnen.

Die immer mal wieder in die Handyperspektive wechselnde Mischung aus Familienfilm, Drama und Komödie hat, gerade in der zweiten Hälfte, einen stark märchenhaften Charakter. Und doch bringt es „Binti“ fertig, so unterschiedliche Aspekte wie die Erfahrungen von Flüchtlingen, Freundschaft, Liebe und die Nachwirkungen einer Trennung zu einer sympathisch-ergreifenden Geschichte zu verbinden. Obschon der Film die Härten des Migrationsalltags zumeist ausspart, verdeutlicht er, dass Menschen in Bintis und Jovials Lage häufig behandelt werden, als würden sie überhaupt nicht existieren. Dass auch sie natürlich ein Recht auf Träume, Sehnsüchte und eine sichere Zukunft haben, unterstreicht Migom mit Nachdruck.

Der Plot lässt manchmal an die Wendung „Zu schön, um wahr zu sein“ denken. Ausgeglichen wird dies allerdings durch das erfrischend natürliche und ansteckend lebendige Spiel der beiden Jungdarsteller. Bebel Tshiani Baloji und Mo Bakker ergänzen sich perfekt und holen den Zuschauer schon beim ersten Zusammentreffen von Binti und Elias ab.

28.04.2021

3.5

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