Looking for Oum Kulthum Österreich, Deutschland, Italien, Marokko 2017 – 90min.

Filmkritik

Bilder einer Ikone

Cornelis Hähnel
Filmkritik: Cornelis Hähnel

Casting-Shows sind weiterhin ein Dauerbrenner im TV – egal ob Topmodel, Sänger oder sonstige Talente, die mediale Suche nach dem nächsten Promi lockt immer noch genügend Zuschauer vor den Bildschirm. Zwar ist der Ruhm der Gewinner dieser Sendungen meist nur von kurzer Dauer, aber im Fokus des Interesses steht bei diesen Formaten sowieso vielmehr die Suche als der Gewinner. Auch die iranisch-amerikanische Künstlerin Shirin Neshat konzentriert sich in ihrem zweiten Spielfilm auf die Suche nach einem Superstar – allerdings handelt es sich hier um eine wahrhaftige Ikone.

Die ägyptische Sängerin Oum Kulthum gilt als die Maria Callas des Orients, ihrem Begräbnis 1975 wohnten vier Millionen Menschen bei und bis heute wird sie als Volksheldin verehrt. In ihrem Film Looking for Oum Kulthum nähert sich Neshat der Kultsängerin auf der Meta-Ebene. Im Zentrum des Films steht die Künstlerin Mitra, die einen Film über die Musiklegende drehen will. Was mit dem Casting nach der perfekten Hauptdarstellerin beginnt, entwickelt sich immer mehr zur Suche nach der Frau und Künstlerin, die hinter dem Mythos Oum Kulthum steckt.

Wie in ihrem Spielfilmdebüt Women without Men nimmt Neshat auch in ihrem neuen Werk wieder die Frauen in der muslimischen Welt als zentrales Thema. Doch statt eine chronologische, historische Biografie der Sängerin zu erzählen, thematisiert sie zugleich das Filmemachen an sich und die Schwierigkeit, den „richtigen“ Weg zu finden, wenn man sich einer Person künstlerisch nähern will. Und sie weiss, wovon sie spricht: Neshat hat seit 2010 an diesem Film gearbeitet und sich letztlich für die autoreflexive Erzählweise entschieden – so hat ihre Protagonistin Mitra nicht zufälligerweise grosse Ähnlichkeit mit ihr selbst.

Zwar erzählt das Kino immer wieder vom Filmemachen, aber bei Looking for Oum Kulthum wird zugleich der kreative Findungsprozess eingebunden. Denn wie inszeniert man eine Frau, die von Millionen als Ikone vergöttert wird? Neshat findet dafür nicht nur wunderbare Bilder, wenn zum Beispiel ein Dutzend Oum Kalthoum-Darstellerinnen das Studio bevölkern, sondern thematisiert die kreativen Zweifel anhand ihres Alter Egos gleich mit. Dieser dramaturgische Kniff erlaubt es ihr zugleich, eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu schlagen und so generationenübergreifend zu erzählen. Und er lässt dabei der Kreativität und vor allem der Musik von Oum Kalthoum genügend Freiraum, um sich zu entfalten.

19.06.2018

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