Grain Frankreich, Deutschland, Katar, Schweden, Türkei 2017 – 127min.

Filmkritik

Bedrückende Zukunftsvision

Björn Schneider
Filmkritik: Björn Schneider

Die besonnen erzählte, philosophische Sci-Fi-Parabel Grain handelt von einer Zukunft, in der saurer Regen, Missernten und verseuchte Flüsse die Menschheit bedrohen. Ein herausforderndes filmisches Experiment in Schwarz-Weiss, das vom Zuschauer viel Geduld einfordert.

Der Klimawandel hat ein Leben auf der Erde schwierig gemacht. Die Menschen leben in zerfallenden Städten oder in kargen ländlichen Gebieten. Die Städte sind von diesen Gebieten durch ein Magnetschild getrennt, das die Flüchtlinge abhalten soll. Plötzlich kommt es zu einer mysteriösen Mutation, die Pflanzen und künftige Ernten bedroht. Inmitten dieser Katastrophe macht sich ein Genetik-Professor (Jean-Marc Barr) auf eine gefährliche Reise: Er sucht einen ehemaligen Konzernmitarbeiter, dessen persönliches Schicksal ihn zutiefst berührt. Dafür wagt er sich in die verbotene Zone.

Grain ist der erste Film des Regisseurs Semih Kaplanoğlu seit Bal (2010), der Kaplanoğlu auf der Berlinale den Goldenen Bären einbrachte. Insgesamt ist es das vierte Werk des 54-jährigen Türken. Mit seinem internationalen Cast bereiste Kaplanoğlu verschiedene Kontinente, um Grain zu realisieren: Gedreht wurde in Deutschland, dem asiatischen Teil der Türkei und in den USA.

Kaplanoğlu zeichnet in Grain das Bild einer verlorenen Menschheit, die sich durch einen selbst verursachten Klimawandel ihrer Lebensgrundlagen beraubt hat: Die Landschaften sind karg und spärlich, auf den Feldern gedeiht fast nichts mehr, die Pflanzen sterben. Das post-apokalyptische Setting und die beeindruckenden, wie ausgestorben wirkenden Drehorte gehören zu den Höhepunkten des Films.

Die Schauplätze erscheinen extrem beklemmend, da sie den miserablen Lebensstandard der Menschen und den weiteren Verfall der Gesellschaft auf unheilvolle Weise visualisieren: von ausgetrockneten, weiten Wüstenlandschaften über verseuchte Seen bis hin zu riesigen, ruinenartigen Hochhaussiedlungen. Ein wichtiges Element des langsam und ruhig erzählten Schwarz-Weiss-Films ist zudem die Sozial- und Gesellschaftskritik, die Kaplanoğlu immer wieder sehr deutlich einbaut. Und ihn den spirituell angehauchten Dialogen anklingen lässt.

Die wichtigsten Aussagen und Themen sind: Die Beziehung zwischen Mensch und Natur, der fatale Eingriff in die Gen-Codes vieler Lebewesen sowie der zunehmende landwirtschaftliche Verfall. Der arg meditative Tonfall des Films und seine erzählerische Ruhe fordern vom Zuschauer aber auch einiges an Konzentration und Durchhaltevermögen. Inhaltlich passiert lange Zeit nicht besonders viel, und wenn sich Kaplanoğlu in langen Einstellungen der malerischen Natur verliert, stellen sich zudem einige Längen ein. Da erscheinen die 120 Minuten Laufzeit eher wie drei Stunden.



20.02.2024

3

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