Free Lunch Society Österreich, Deutschland 2017 – 95min.

Filmkritik

Free Lunch für alle – oder auch nicht

Zurich Film Festival
Filmkritik: Zurich Film Festival

Der Regisseur Christian Tod stellt in seiner Dokumentation Free Lunch Society, die amZürich Film Festival im Wettbewerb in der Kategorie Fokus Schweiz, Deutschland,Österreich lief, die Vorteile der Idee des bedingungslosen Grundeinkommens dar.

Kritik von Janine Heini im Rahmen des Watch and Write am ZFF 2017.

Letztes Jahr verwarf die Schweiz an der Urne die Initiative zum bedingungslosenGrundeinkommen. Eine Abstimmung im Kinosaal am Zurich Film Festival zeigte erstaunlicherweise, dass nach der Filmvorführung mehr Leute für das BGE gestimmt hätten. Der Film hat somit sein Ziel erreicht – die Leute von der Idee des BGE zu überzeugen. Die österreichisch-deutsche Doku schafft es, das Publikum zu philosophischen Reflexionen über das Leben und die Arbeit anzuregen.

Die Dokumentation geht Fragen an wie: Was würdest du tun, wenn dein Einkommen bedingungslos gesichert wäre? Was würdest du arbeiten? Würdest du überhaupt noch arbeiten? Hättest du dann mehr Freiheit? Was ist Freiheit überhaupt? Jean-Jacques Rousseau hat gesagt, „Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann, was er will, sondern, dass er nicht tun muss, war er nicht will.“

Die Angst der Menschen, dass bei einem bedingungslosen Grundeinkommen niemand mehr arbeiten würde, stellt sich als unbegründet heraus, wie verschiedene Versuche und Experimente zeigen, die im Film dargestellt werden. Der Zuschauer wird dazu rund um den Globus geführt, wo in Kanada, der Schweiz und der USA der Thematik in einem wirtschaftlichen und historischen Kontext von den 60er bis heute nachgegangen wird.So ist zum Beispiel interessant zu erfahren, dass schon vor Jahrzehnten die US-Präsidenten Lyndon B. Johnson und Richard Nixon der Idee des BGE positiv gegenüberstanden.

Positive Statements kommen auch von den Gesprächspartnern des Filmemachers. Dazu gehören der deutsche Unternehmer Götz Werner (Gründer der DM-Drogeriemärkte), der französische Ökonom Emmanuel Saez und der libertäre US-Politikwissenschaftler Charles Murray. Negative Argumente fehlen hingegen komplett, bzw. wurden vom Regisseur – wie er nach dem Screening am ZFF sagt - bewusst rausgeschnitten, da sie seiner Meinung nach nicht stichhaltig waren, da diese Leute die Welt und die Volkswirtschaft allgemein kritisiert hatten. Was der Doku jedoch gutgetan hätte, wäre gerade diese Ausgewogenheit an Stimmen gewesen. So wird erst gar nicht versucht, Pro und Kontra des BGE zu diskutieren.

Stattdessen wird der Film zum Plädoyer für das BGE und das verwendete Filmmaterial als Mittel zum Zweck genutzt. Auch wenn die Doku inhaltlich nicht ganz vollständig ist, so ist sie dennoch mit einem Mix aus Archivmaterial und Interviews gut inszeniert und auch sehr unterhaltsam, was zum Beispiel durch popkulturelle Elemente wie Simpsons-Einschübe und Ausschnitte aus Star-Trek geschieht. So debattiert auch Captain Picard aus der Kultserie mit. Der sagte schon vor einigen Jahren in einer Folge: „Wir sind im 24. Jahrhundert. Materielle Nöte existieren nicht. Sie können sich weiterentwickeln, ihr Wissen vergrößern. Genießen Sie es!“

Was auch immer die Zukunft bringt, das bedingungslose Grundeinkommen könnte tatsächlich als die humanistische Antwort auf den technologischen Fortschritt gesehen werden. So ist auch das Ende des Films nochmals aufschlussreich, als auf die Folgen der künstlichen Intelligenz eingegangen wird. Roboter werden uns langfristig immer mehr Arbeit abnehmen, woraus einige Wissenschaftler die These aufstellen, dass die Menschen in Zukunft nicht mehr nur für ihre Arbeit bezahlt werden können. So komplex und umstritten die Thematik auch ist, Free Lunch Society ist jedenfalls ein anschaulicher Film, der zum Nachdenken und Diskutieren anregt.

03.04.2024

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