Film Stars Don't Die in Liverpool Grossbritannien 2017 – 105min.

Filmkritik

Die Leiden einer gefallenen Filmdiva

Irina Blum
Filmkritik: Irina Blum

Was passiert, wenn Hollywood-Stars ein gewisses Alter erreicht haben und abseits von Berühmtheit und Ruhm mit dem Älterwerden kämpfen? Paul McGuigan macht das in Film Stars Don’t Die in Liverpool zum Thema.

Sie war einst eine attraktive und erfolgreiche Schauspielerin in Hollywoods Traumfabrik, nun werden die Falten immer mehr und die Engagements immer weniger: Gloria Grahame (Annette Bening), die in den 40er- und 50er-Jahren zum Star aufstieg und sogar mit einem Oscar ausgezeichnet wurde, reist deshalb nach England, um dort Theater zu spielen und an ihrer Schauspielkunst zu feilen. Ebenda angekommen, stürzt sich die Filmdiva in eine Affäre mit dem deutlich jüngeren Peter Turner (Jamie Bell), einem Theaterstudenten. Jahre später, nachdem sich die Beziehung vertieft hat, die Wege des ungleichen Paars sich schlussendlich aber doch getrennt haben, steht Gloria wieder auf der Matte vor Peters Elternhaus in Liverpool: Gloria ist schwer krank und möchte die letzten Momente ihres illustren Lebens im Kreise von Peter und seinen Eltern (Julie Walters und Kenneth Cranham) verbringen.

Film Stars Don’t Die in Liverpool basiert auf den Memoiren von Peter Turner, der seine Erlebnisse mit der Hollywood-Legende Gloria Grahame 1987 niederschrieb. Diese Perspektive merkt man dem Film auch an: Statt – einem Biopic entsprechend – eine objektive Sicht einzunehmen, versucht der Film das gar nicht erst. So werden kontroverse Themen, wie zum Beispiel, dass Grahame ihren Stiefsohn heiratete und eine Affäre mit ihm begann, als dieser noch minderjährig war, gar nicht oder nur am Rande angesprochen. Der Film ist dann auch mehr eine Hommage an einen gefallenen, zeitweise auch un- aber dennoch selbstsicheren Filmstar, der sich bewusst ist, dass seine besten Jahre hinter ihm liegen: Zwar gibt ihr die Beziehung zu einem weitaus jüngeren Mann neue Vitalität – man merkt der Schauspielerin aber trotzdem an, dass der Höhepunkt ihrer Karriere schon länger zurückliegt.

Dieses Changieren zwischen jugendlichem Optimismus und dem Zurückkommen auf den Boden der Tatsachen spielt Annette Bening dann auch perfekt. Eigentlich sind es sie und Peter Turner beziehungsweise Jamie Bell, bekannt aus Billie Elliott, die dieser doch eher durchschnittlich geratenen Liebesgeschichte die nötige Seele geben: Er, ein unverbrauchter Schauspielschüler, der – zuerst völlig ahnungslos, auf wen er sich da eingelassen hat – bewundernd zum Altstar aufblickt, und sie, welche – die erfolgreiche Schauspielkarriere schon hinter sich – mit der Affäre Gefühle aus jungen Tagen vor dem Fall nochmals heraufbeschwört. Statt einem realistischen Blick auf die Schauspielerin Gloria Grahame gibt der Film einen Einblick in das Leben eines ehemaligen Stars, der ganz abseits von Ruhm und Berühmtheit mit dem Älterwerden zu kämpfen hat – und ist damit von der Thematik wohl für viele greifbarer als ein klassisches Biopic über eine bekannte Person. Überhaupt ist der Star in Film Stars Don’t Die in Liverpool nicht nur Grahame, sondern auch Bening: Sie verkörpert die Persönlichkeit hinter dem Sexsymbol so hinreissend, dass sie nicht nur der Hollywood-Diva, sondern auch gleich sich selbst Tribut zollt.

29.03.2018

4

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