Cuori puri Italien 2017 – 115min.

Filmkritik

Reine Herzen

Julian Gerber
Filmkritik: Julian Gerber

Mit Cuori Puri liefert Regisseur Roberto De Paolis in seinem Spielfilmdebüt auf den ersten Blick eine klassische Liebesgeschichte ab, die – getragen von den beiden Hauptdarstellern – jedoch Momente grosser Intensität bereithält.

Die 17-jährige Agnese (Selene Caramazza) wurde streng religiös erzogen und steht kurz vor ihrem Keuschheitsgelübde, welches sie in der örtlichen Bibelgruppe mit anderen Teenagern ablegen soll. Als sie beim Diebstahl eines Mobiltelefons vom Supermarkt-Angestellten Stefano (Simone Liberati) erwischt wird, lässt dieser sie laufen, worauf er prompt seinen Job verliert. Fortan muss er sich als Parkplatzwächter durchschlagen, wobei ihm die angrenzenden Roma-Familien das Leben schwer machen. Aus Wohltätigkeitszwecken werden die Familien von Agnese und ihrer Mutter unterstützt, die alte Kleider und Spielzeuge für diese sammeln. Dabei trifft Agnese das zweite Mal auf Stefano, der nebenan den Parkplatz überwacht. Von da an beginnt die Liebesgeschichte der beiden, die zwei Welten aufeinanderprallen lässt. Doch Religion und junge Liebe inklusive körperlicher Anziehung scheinen nicht so gut zusammenzupassen, weshalb Agnese schon bald eine folgenschwere Entscheidung treffen muss.

Cuori Puri bedient sich einer klassischen Storyline, die in Liebesgeschichten immer wieder anzutreffen ist: Mädchen aus behütetem Umfeld verliebt sich in Bad Boy aus der sozialen Unterschicht. Und natürlich ist der Bad Boy auch gar nicht wirklich böse, sondern wurde durch sein Umfeld zum testosterongeladenen Rüpel geformt. So auch Stefano, der – aus einem sozialen Brennpunkt stammend – sich mit zwielichtigen Gestalten herumtreibt und auch nicht vor kriminellen Handlungen zurückschreckt. Doch Agnese schafft es, den impulsgesteuerten Stefano zu bändigen und seine zärtliche Seite hervorzulocken.

Die eher aufgewärmte Story kommt jedoch subtiler daher als viele ihrer Vorgänger, was vor allem den Hauptdarstellern zu verdanken ist, welche die verschiedenen Phasen einer jungen Liebe kurz und intensiv darstellen, ohne dabei in Klischees zu verfallen. Das wirkt zeitweilig episodenhaft, verleiht der Geschichte aber einen gewissen Drive. Selene Caramazza spielt in ihrer Rolle als Agnese schlichtweg brillant und bringt die innere Zerrissenheit ihrer Figur glaubhaft zum Ausdruck: Ein Mädchen, das zwischen den Erwartungen ihrer repressiven Mutter und ihren starken Gefühlen zu Stefano hin- und hergerissen ist. Zum Schluss hält der Film dann einen extrem cleveren Twist bereit, der nicht nur die Liebe der beiden auf die Probe stellt, sondern gleichzeitig auch als Lehrstück in Sachen Vorurteile und Fremdenfeindlichkeit taugt.

22.03.2018

4

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