Little Men Brasilien, Griechenland, USA 2016 – 85min.

Filmkritik

Große Gefühle und kleine Leidtragende

Björn Schneider
Filmkritik: Björn Schneider

In Little Men kollidieren die Interessen eines Hausbesitzers mit der prekären Situation einer Mieterin. Das mit großartigen Jungdarstellern gespickte Coming-of-Age-Drama ist ein feinfühlig inszenierter Film über die Fragilität zwischenmenschlicher Beziehungen.

Brian Jardine (Greg Kinnear) zieht mit seiner Frau (Jennifer Ehle) und Sohn Jake (Theo Taplitz) in ein Haus nach Brooklyn, das er von seinem Vater geerbt hat. Leonor (Paulina Garcia) betreibt im Erdgeschoss des Hauses eine Boutique. Es dauert nicht lange und ihr Sohn Tony (Michael Barbieri), freundet sich mit Jake an. Alles könnte gut sein, wäre da nicht die Tatsache, dass Leonors Miete deutlich unter der ortsüblichen Vergleichsmiete liegt. Brian verlangt von Leonor eine Anpassung – der Beginn eines lang andauernden Streits. Unterdessen können Jake und Tony nicht verstehen, wieso die Situation immer weiter eskaliert. Sie versuchen, den elterlichen Einfluss auf ihre Freundschaft, abzuwenden.

Regisseur Ira Sachs ist ein Meister des gefühlvollen, emotional mitreißenden Dramas. Das bewies er zuletzt mit Love Is Strange (2014). Bereits damals griff er die Thematik der steigenden Lebenshaltungs- und Mietkosten im Big Apple auf. Jenes Thema bildet nun den Ausgangspunkt für den Grundkonflikt in Little Men. Seine Premiere erlebte das Werk auf dem diesjährigen Sundance Filmfestival.

Auf sensible, zarte Weise lotet Sachs die beiden Positionen und Sichtweisen aus, die an den Enden des Mieter-Vermieter-Streits stehen. Klar Stellung bezieht er zu keiner Zeit, die Handlungsmotivationen beider Parteien erscheinen nachvollziehbar: da ist Brian (Greg Kinnear mit seiner stärksten Leistung seit Jahren), der nicht akzeptieren will, dass seine Mieterin lediglich ein Fünftel dessen zahlt, was ortsüblich ist. Auf der anderen Seite Leonor, die unter Brians Vater nie eine Mieterhöhung erdulden musste. Jene würde für sie das Ende ihres Ladens und damit auch der Existenzgrundlage für sie und Tony, bedeuten.

Die Begegnungen zwischen den beiden Streitenden, sind gekennzeichnet von Unsicherheit und Vorurteilen. Das zeigt sich schon beim ersten Treffen. Mit zunehmender Zuspitzung des Streits wird der Ton rauer, die Stimmung verschärft sich. Erneut beweist Sachs hier sein Talent als akribisch genauer Beobachter zwischenmenschlicher Konflikte. Das eigentliche Highlight des Films aber sind die Jungdarsteller Michael Barbieri und Theo Taplitz. Dank ihres natürlichen Charmes und ihrer beachtlichen Authentizität, haben sie die Sympathien der Zuschauer auf ihrer Seite. Mit ihnen erleben wir die Höhen und Tiefen der frühen Pubertätsjahre, inklusive der Auflehnung gegenüber den Eltern. Eltern, die sich wegen etwas streiten, wofür den Jungs – zum Glück – noch das notwendige Verständnis fehlt und das seit jeher viele Beziehungen und Freundschaften in die Krise stürzt: Geld.

20.02.2023

4

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Kommentare

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sum21

vor 7 Jahren

Eine nette Geschichte über eine Jungenfreundschaft, hat aber nicht die Dramatik wie der Film »In einer besseren Welt«.


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