Noah USA 2014 – 138min.

Filmkritik

Der Gequälte

Gaby Tscharner
Filmkritik: Gaby Tscharner

Russell Crowe kämpft als Noah gegen Mensch und Natur: Darren Aronofskys Bibel-Drama mit Anthony Hopkins, Emma Watson und Jennifer Connelly.

Als Kain seinen Bruder Abel tötete, wurde die Menschheit gespalten. Kains Familie hat sich wie die Pest ausgebreitet, hat Sündenpfuhle als Städte errichtet und alle Ressourcen der Erde ausgebeutet. Die Nachkommen von Adam und Evas drittem Sohn Seth hingegen haben es geschafft, in Harmonie zu leben. Aber bis auf Noah (Russell Crowe) und seine Familie haben Kains Nachkommen Seths Blutlinie fast ausgerottet. Als er von seinem Grossvater Methusalem (Anthony Hopkins) einen Wahrheits-Tee zu trinken kriegt, hat Noah eine Vision. Der Schöpfer will, dass er eine Arche baut, um alle Unschuldigen vor der Sintflut zu bewahren. Also macht sich Noah mit seiner Frau Naameh (Jennifer Connelly), seinen Söhnen Shem (Douglas Booth), Ham (Logan Lerman) und Japheth (Leo McHugh Carroll) und der adoptierten Tochter Ila (Emma Watson) auf, die Menschheit und einen Schiffs-Bug voller Tiere zu retten.

Die Geschichte von Noah habe ihn fasziniert, seit er 13 gewesen sei, meinte Darren Aronofsky schon 2007 in einem Interview mit dem "Guardian". Er sieht Noah als gequälte Figur, die mit einer gehörigen Portion von Schuldgefühlen des Überlebenden zu kämpfen hat. Dieser Gedanke zieht sich durch den Film wie ein roter Faden. Noah ist der letzte Überlebende von Seths Blutlinie, der letzte Überlebende der Menschheit. Seine Schuldgefühle gehen soweit, dass er daran zweifelt, ob der Schöpfer die Menschheit überleben lassen will.

Noah ist eine interessante Mischung aus traditionellem Bibel- und einem Katastrophenfilm. Russell Crowe und das Filmteam haben vor der Premiere um eine Audienz beim Papst angefragt, man wollte sich offenbar nicht mit den Gläubigen unter den Kinogängern anlegen. Aber die Geschichte von Noah nimmt in der Bibel nur einen kleinen Raum ein und um einen zweistündigen Spielfilm zu füllen, mussten sich Aronofsky und sein Co-Autor Ari Handel einige Freiheiten nehmen. Einige sind spannend. Zum Beispiel erfindet Naameh eine Kräutermischung, die als Rauch die Tiere in der Arche in einen tiefen Schlaf versetzt. Andere Freiheiten sind kontrovers, wie zum Beispiel Noahs Gegenspieler Tubal-Cain (Ray Winstone), der Anführer der Nachfahren Kains, der von einer anderen Stelle in der Bibel geborgt wurde.

Für Bibel-feste Kinogänger hält sich Noah wohl zuwenig an die literarische Vorlage, aber für alle anderen bietet der Film interessante Ansatzpunkte. Noahs Liebe für alle Aspekte der Schöpfung lassen ihn als Vegetarier und Umweltschützer leben. Traditionelle Bibelthemen wie Sünde, Strafe und das jüngste Gericht werden in diesem Film neu beleuchtet und in der Erzählung der Geschichte der Schöpfung glaubt man, sogar Einflüsse von Darwins Evolutionstheorie entdeckt zu haben. Vielleicht auch deshalb hat der Papst Russel Crowes Anfrage um eine Audienz dankend abgelehnt.

13.05.2014

3

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Kommentare

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Barbarum

vor 7 Jahren

Bildgewaltig, aber die einfache, moralische Geschichte aus der Bibel wird von Aronofsky durch Pseudokonflikte derartig aufgeblasen, dass es mühsam wird.


Cineman28

vor 9 Jahren

Ein nach klassisch amerikanischer Art überdramatisierter Film mit übermässig viel unnötigen emotionalen Szenen. Höchstens unterhaltsam für Leute die also wirklich nicht mehr wissen wie sie den Tag zu Ende bringen sollen. Schade wird diese Bibelgeschichte so dunkel und lasch präsentiert. Und so soll die Menschheit entstanden sein..Mehr anzeigen


Ortygiano

vor 9 Jahren

Auf meiner persönlichen Liste der unnötigsten Filme 2014 hat dieser Film soeben die Spitzenposition ergattert. Und das war schon sehr schwierig dieses Jahr!


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