Kon-Tiki Dänemark, Deutschland, Norwegen, Grossbritannien 2012 – 113min.

Filmkritik

Südseefahrt mit Hai-Alarm

David Siems
Filmkritik: David Siems

Norwegens teuerster Film aller Zeiten mischt opulentes Abenteuerkino mit reichlich "Weißer Hai"-Horror. Mittendrin: Thor Heyerdahl und seine unerschrockenen Männer auf Südsee-Expedition samt Klapperfloß. Spannend erzählt, umwerfend gefilmt, aber schauspielerisch eher seichte Gischt, statt mitreißende Brandung.

Gut schaut er aus, dieser Abenteurer: Das Haar golden, die Haut braungebrannt, die Augen so türkis-blau wie das schönste Südsee-Gewässer. Mit einer ziemlich verrückten Idee reist der Norweger Thor Heyerdahl (Pål Sverre Hagen) in den 40er Jahren nach New York, um Sponsoren für ein neues waghalsiges Abenteuer zu suchen: Um zu beweisen, dass Südamerikaner die ersten Menschen waren, die einst Polynesien besiedelten, will er auf dem Meerweg von Peru bis zu den Südsee-Inseln schippern - 7'000 Kilometer auf einem Floß aus Balsaholz. "Himmelfahrtskommando!", unken die Experten und lachen ihn aus. Doch schon kurz darauf hat Heyerdahl genügend Know-how, Expertise und verrückte Mitstreiter gesammelt, und das Abenteuer kann beginnen.

Das norwegische Regie-Duo Joachim Rønning und Espen Sandberg (Bandidas) setzt während der mehrwöchigen Überfahrt weniger auf das psychologische Spannungsmoment zwischen den Crew-Mitgliedern, sondern wählt die großen Effekte, wie man sie in ähnlicher Form aus Der weiße Hai oder Open Water kennt - mit dem Unterschied, dass die blutrünstigen Meeresungeheuer hier noch authentischer wirken. Clevere Umkehrung des Jäger/Opfer-Spiels: Als der gefiederte Begleiter, ein bunter Papagei, einem Hai zum Opfer fällt, schlägt bei der Crew die Furcht in Zorn um. Kurzerhand wird ein Drei-Meter-Koloss gepackt, aufgespießt und auf das Floß gewuchtet. So viel Blutrünstigkeit passt eigentlich nicht in den sachten Unterton des Films, lockt aber noch mehr Haie an - und die Spannung bleibt erhalten.

Doch gerade die psychologischen und zwischenmenschlichen Momente bleiben bei dieser Abenteuergeschichte merkwürdig flach, statt tiefgründig zu hinterfragen, was einen zweifachen Familienvater zu so einer Selbstmordmission verführen kann. Vielleicht nicht nur die Überzeugung, sondern auch die naive Gewissheit, am Ende zu triumphieren und die Welt der Wissenschaft um ein großes Kapitel zu bereichern. So wirkt Kon-Tiki vor allem wie ein opulenter Bildband für den Coffee-Table. Man blättert entspannt darin, erfreut ob der schönen Schauwerte, fürchtet sich ein wenig vor den exotischen Meerestieren - und legt das Buch ganz beseelt und kurzweilig erfrischt wieder zurück auf den Tisch.

16.04.2013

3

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Kommentare

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Barbarum

vor 8 Jahren

Abenteuerkino nach alter Schule, mit schön anzusehenden Bildern. Nicht weiter verwunderlich also, dass die Macher dazu verpflichtet wurden, den nächsten Pirates of the Carribean-Teil in Szene zu setzen.


Gelöschter Nutzer

vor 10 Jahren

Wahrheitsgetreue Wissenschaft, sehr simpel, mit einer feinen und grossartigen Botschaft an allen einfache Leute


gefuehlsmensch

vor 10 Jahren

Ich finde den Film gut.


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