CH.FILM

Il comandante e la cicogna Frankreich, Italien, Schweiz 2012 – 108min.

Filmkritik

Vom Storch gebissen

Rolf Breiner
Filmkritik: Rolf Breiner

Von der tollpatschigen Künstlerin und einem versnobten Anwalt bis zum urbanen Einsiedler, einem Knaben, Storch und Denkmal: In seinem jüngsten Stadtstreich bietet der schweizerisch-italienische Doppelbürger Silvio Soldini ein buntes Ensemble auf. Ein komisches, liebevoll ironisches Zeitstück.

Da steht er auf einem Turiner Platz - starr, aber nicht stumm. Es handelt sich um den Nationalhelden Giuseppe Garibaldi, dem Verfechter der Römischen Republik und des Risorgimento, der italienischen Einigungsbewegung im 19. Jahrhundert. Das Garibaldi-Denkmal spricht, kommentiert die Gesellschaft und heutige Verhältnisse. In seiner Nähe versucht der Sanitär Leo (Valerio Mastandrea), seinen farbigen Assistenten und zwei Kinder über Wasser zu halten.

Die Tochter (Serena Pinto) findet sich mit obszönen Bildern im Internet wieder, Söhnchen Elia (Luca Dirodi) sucht sein Heil bei einem Storch. Leo sucht den Rechtsbeistand eines Anwalts (Luca Zingaretti) und trifft dort Diana (Alba Rohrwacher), die für den versnobten Paragraphenreiter ein kitschiges Dschungel-Fresko malen darf. Die arg ungeschickte Künstlerin erhält Beihilfe (und Liebe) von Sanitär Leo, sein Sohn seinerseits die Unterstützung eines Stadtstromers (Giuseppe Battiston). Das bunte Ensemble, alle leicht überzeichnet, verstrickt sich in allerlei Turbulenzen und Verwirrungen. Auch solche: Elias bester Freund, ein Storch, soll sich in die Schweiz abgesetzt haben. Das weckt Sorgen und Reisegelüste.

Soldinis Helden sind keine Übermenschen, ihnen werden keine Denkmäler gesetzt. Sie suchen die kleine Zufriedenheit, das bescheidene Glück in einem unvollkommenen Leben mit Harken und Ösen. Das war schon in Pane e tulipani so und ist in diesem alltagsnahen, humorvollen und liebenswürdigen Zeitbild nicht viel anders. Es geht bei Soldini um die kleinen Unzulänglichkeiten, um Hoffnungen und Lichtblicke.

Dass man dabei auf die Nase fallen kann, versteht sich von selbst. Aber alle möchten etwas verändern, aus ihrem Leben ausbrechen. Der emigrierte Storch ist dafür ein herrliches Beispiel. Alba Rohrbacher, eine Weggefährtin Soldinis, findet als leicht verdrehte Diana die Balance zwischen Schusseligkeit, Verletztheit und Unschuld. Soldinis Sozialkomödie ist zauberhaft ironisch, ein wenig märchenhaft, aber auch hart am Alltag von Turin bis zu einem Abstecher ins Aostatal.

17.02.2024

4

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Kommentare

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weinberg10

vor 10 Jahren

Amüsant seine Sicht auf Italien.


maieriesli

vor 11 Jahren

Ein sehr schöner Film. liebevoll und doch ein wenig durchgeknallt. Va bene!


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