Las malas intenciones Argentinien, Deutschland, Peru 2011 – 110min.

Filmkritik

Wunsch nach Wahrnehmung

Rolf Breiner
Filmkritik: Rolf Breiner

Die achtjährige Cayetana lebt in einer eigenen Welt und sondert sich von ihren Eltern ab. Die Nachricht, dass sie einen Bruder bekommt, löst beim Mädchen Ängste aus. Filmerin und Autorin Rosario Garcia-Montero hat ihr Drama in Lima um 1982 angesiedelt. Ein Zeitbild und Geschichte über Bedrohungen und Wahrnehmungen.

Die Eltern sieht sie selten. Die Mutter Ines (Katherina D’Onofrio) und ihr Stiefvater sind ständig auf Reisen. Ihren leiblichen Vater sieht die achtjährige Cayetana (Fátima Buntix) nur, wenn sie selber den Kontakt sucht. Die Nachricht, dass ihre Mutter wieder schwanger ist, löst bei Cayetana eine Neurose aus: Sie steigert sich in die Vorstellung, sterben zu müssen, wenn ihr Bruder geboren ist («Zwei Sonnen am Himmel können nicht existieren», glaubt das Mädchen). Immer tiefer flüchtet sich Cayetana de los Heros (!) in ihre Welt mit peruanischen Nationalhelden. Sie erscheinen ihr, können ihr aber im Grunde genommen keinen Halt, keine Zukunft bieten, denn sie sind allesamt Verlierer.

Der Originalfilmtitel Las malas intenciones weist auf die Probleme des jungen Mädchens, aber auch auf soziale und politische Umstände hin: Schlechte Absichten – von wem gegen wen? Filmerin und Autorin Rosario Garcia-Montero hat ihr kleines Drama in Lima um 1982 angesiedelt. Im Mittelpunkt steht das Mädchen Cayetana, das sich verlassen, unverstanden fühlt und den angekündigten Bruder als existenzielle Bedrohung betrachtet. Sie hat nur einen Wunsch: wahrgenommen zu werden. Ihr letzter Satz: "Ich bin nicht unsichtbar" ist ein Hilferuf, aber auch ein Statement, eine klare Ansage.

Eher am Rande deutet die Regisseurin auf die sozialen Turbulenzen, Umwälzungen und Terrorakte in Peru während der Achtzigerjahre hin. Die Bevölkerung ist verunsichert, Angst hat sich ausgebreitet. Auch die Einzelgängerin Cayetana, packend gespielt von Fátima Buntinx, ist verunsichert, fühlt sich bedroht. Sie muss zu sich selbst finden und ihre Helden vom Sockel holen. Zeichen der Zeit in Lima: Grundstücksmauern werden höher gezogen, Kerzen (Stromausfall) in Mengen gekauft und schussfeste Fenster installiert. Was passiert morgen, wer schlägt zu? Wer ist betroffen? Das Mädchen wird im sanften Sozialdrama der Peruanerin, bereits 2011 vollendet, zur Signalträgerin für eine hellere Zukunft. Ihre Flucht ist zu Ende, sie stellt sich der Wirklichkeit.

15.08.2014

3

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