Der Biber USA 2011 – 91min.

Filmkritik

Nicht ohne meine Handpuppe

Georgios Panagiotidis
Filmkritik: Georgios Panagiotidis

Die Geschichte eines depressiven Familienvaters, der durch eine Biber-Handpuppe neuen Lebensmut findet: Jodie Foster packt ein schwieriges Thema in einen überraschend leichtfüssigen Film.

Wie ein Sack treibt Walter Black (Mel Gibson) in seinem Swimmingpool. Nachdem seine Frau (Jodie Foster) den chronisch Depressiven aus dem gemeinsamen Haus verbannt hat, versucht sich Walter in einem Hotelzimmer das Leben zu nehmen. Es folgt eine Slapstick-Szene voller schwarzem Humor, an deren Ende die Geburt eines Bibers steht. Walters einzige Rettung scheint die Erschaffung einer zweiten Persönlichkeit in Form dieses Nagetiers zu sein.

Man darf nicht den Fehler machen, The Beaver für eine dieser Komödien zu halten, die man in einem Satz zusammenfassen kann. Jodie Foster entwirft ein kleines Familiendrama, dass um einen Vater kreist, dessen persönliche Probleme ihn völlig entwurzeln. Darunter leidet nicht nur seine Ehefrau, sondern auch seine beiden Söhne. Insbesondere Porter (Anton Yelchin), der vor allem damit ringt, nicht wie sein Vater zu werden. Yelchin - ganz ohne den üblichen Wuschelkopf - überzeugt in einer eher undankbaren Nebenhandlung: Er schreibt gegen Geld Aufsätze für seine Mitschüler und soll insgeheim die Abschlussrede der Cheerleaderin schreiben. Das verbindet sich kaum mit der restlichen Geschichte, und dient nur dazu, über Umwege in einer Rede zu münden, welche die Ideen des Films auf den Punkt bringen soll. Das ist nicht schlecht erzählt, wirkt aber dennoch etwas konstruiert und zweckdienlich.

Der Kampf um den Erhalt der Familie und das Seelenheil von Walter Black hingegen ist souverän und unterhaltsam inszeniert. Die grosse Überraschung des Films ist, dass er keine wilde Komödie über die verqueren Eskapaden eines exzentrischen Vaters ist. Was The Beaver an Tiefe fehlt, wird durch den verhältnismässig ernsthaften und reflektierten Umgang mit dem Thema "chronischer Depression" ausgeglichen. Dennoch fehlt Foster der Mut, sich zu sehr von einem kommerziellen Erzählstil und Aufbau zu entfernen. Die Figuren sind zu lieb und sympatisch gezeichnet; ihre Entwicklung endet zu rund und zu nett. So fordert die Geschichte vom Zuschauer nur, sich auf einen Film einzulassen, der keine Komödie ist, selbst wenn er wie eine aussieht.

Jodie Foster beweist mit The Beaver nicht nur, dass man aus einem ernsten Thema einen zugänglichen Spielfilm machen kann; sie zeigt auch, dass in dem durch die letzten Skandale schwer in Verruf geratenen Mel Gibson ein überzeugender Schauspieler steckt.

17.02.2024

3

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Kommentare

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Barbarum

vor 8 Jahren

Die Darsteller geben ihr Bestes aber der Funke will nicht so recht zünden.


Shaye

vor 12 Jahren

Tragischer Film, der einem staunen lässt. Sehr berührend, Gibson spielt toll.


movie world filip

vor 12 Jahren

Drama drama, es ist keine Kömödie. Ziemlich schwer. Kombination Gibson Foster.. hmm, weiss nicht...


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