Am Anfang war das Licht Österreich 2010 – 90min.

Filmkritik

Wissenschaftskrimi

Filmkritik: Eduard Ulrich

Licht transportiert zwar Energie, aber der Mensch sei keine Pflanze, die davon mittels Photosynthese profitieren könne, erledigt ein Ernährungswissenschaftler kurz und bündig die Hypothese, jemand könne sich von Licht ernähren. Dennoch gibt und gab es Menschen, die gerade das von sich behaupteten. Arthur Straubinger wollte es endlich genau wissen.

Von Zeit zu Zeit widmet sich ein Dokumentarfilmer einem Phänomen, das die Naturwissenschaften entweder leugnen oder eingestandermaßen nicht erklären können. Clemens Kuby war in "Unterwegs in die nächste Dimension" den Wunderheilungen auf der Spur, Arthur Straubinger knöpft sich nun das Phänomen der "Lichtnahrung" vor, das immer wieder durch die Presse geistert. Bevor die aufgeklärte Leserschaft vorschnell die Schublade der Esoterik öffnet, sei festgehalten, dass Straubinger mit aller rationaler Skepsis zu Werke ging und eine Riege vorwiegend österreichischer Wissenschaftler als Berater engagierte, auf dass ihm niemand Naivität vorwerfen könne.

Man kann auch in einer anderen Hinsicht Entwarnung verkünden: Bei aller Evidenz bleibt noch genügend Spielraum, um das bisherige Weltbild zu pflegen, niemand wird den Kinosaal verstört oder kopfschüttelnd verlassen und sich über die geopferte Zeit ärgern. Trotzdem sind die Erkenntnisse erhellend, und ihr Weg dorthin spannend, denn Straubinger geht dramaturgisch klug vor und fängt klein an, indem er einen Bekannten vorstellt, der sich angeblich hauptsächlich von "Licht" ernährt. Und bevor er aufs Ganze geht und die gewichtigen Beweisobjekte untersucht, befragt er Ernährungswissenschaftler und Ärzte, die an renommierten Positionen arbeiten.

Wer sich mit Ernährung befasst, weiß, dass die Wissenschaft noch kein vollständiges Bild besitzt. So ist es völlig normal, dass eine Diät, die als wissenschaftlich fundiert gilt, im Licht neuer Erkenntnisse als Unfug eingestuft wird. Mess- und Interpretationsfehler tragen ein Übriges dazu bei, dass falsche Schlüsse gezogen werden. Davor ist niemand gefeit, aber die Naturwissenschaften bieten wenigstens die Chance, dass solche Fehler aufgedeckt werden, weil sie irgendwann den beobachteten Fakten widersprechen. Aber Licht als Hauptnahrungsquelle ist doch starker Tobak und klingt sehr nach einer Masche, dem von Übergewicht geplagten Westler mit einem neuen Heilsversprechen Geld aus der Tasche zu ziehen.

Straubinger ist sich dessen bewusst und lässt alle erdenkliche Vorsicht walten, um diesen Vorwürfen zu entgehen. Und er stellt die richtigen Fragen, bleibt fast immer nah bei seinem Thema und versucht, sich nichts vormachen zu lassen. Schließlich geht er so weit, dass er gewisse Experimente selbst initiiert und mit wissenschaftlichem Apparat und Kamera begleitet.

12.04.2024

5

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Kommentare

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Eleyna

vor 13 Jahren

Der Film zeigt eine grosse Anzahl an Menschen die sich persönlich mit dem Phänomen Lichtnahrung auseinandergesetzt haben. Zahlreiche Ansichten und persönliche Erklärungsversuche werden gezeigt. Am Rande wird auch ein physikalischer-wissenschaftlicher Erklärungsversuch gezeigt.


Gelöschter Nutzer

vor 13 Jahren

interessanter und gut rechechierter film


Gelöschter Nutzer

vor 13 Jahren

Das habe ich doch schon lange nicht mehr im Kino erlebt: dass das Publikum am Ende eines Films applaudiert hat. Bin nachher gerade noch einmal reingegangen.


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