Soul Power USA 2008 – 93min.

Filmkritik

Vier Fäuste und kein Halleluja

Sonja Eismann
Filmkritik: Sonja Eismann

Der Cutter von "When We Were Kings" hat die Reste aus dem Schnittraum aufgehoben und eine Musikdoku über das Festival "Zaire '74" gebastelt, das parallel zum berühmten Boxkampf zwischen Ali und Foreman stattfand.

Während der Titelboxkampf zwischen Muhammad Ali und George Foreman in Zaire auch dank exzellenten, Oscar-gekrönten Dokumentarfilms "When We Were Kings" lebhaft im öffentlichen Gedächtnis präsent geblieben ist, hat das parallel dazu organisierte Soul-Mega-Festival "Zaire '74" mehr als ein wenig Staub angesetzt. Gleich zu Beginn lief es für das Riesen-Event nicht gerade rund: Nachdem sich George Foreman bei den Trainings, die er und Ali seit dem Sommer in Kinshasa absolvierten, am Auge verletzt hatte, musste der Boxkampf um sechs Wochen in den Oktober verschoben werden - so dass das Festival eigentümlich verwaist ohne das Box-Spektakel stattfinden musste. Auch der Film über das Ereignis - er hätte direkt danach fertig gestellt werden sollen - konnte aufgrund juristischer Querelen erst Jahrzehnte später in Angriff genommen werden.

Über all diese Komplikationen lässt sich der Dokumentarfilm selbst, bei dem Jeffrey Levy-Hinte, der Cutter von "When We Were Kings", "Regie führte" (er arbeitet ausschließlich mit Archivaufnahmen), höchstens am Rande aus. Auch die politischen Umstände - dass z.B. Diktator Mobutu für den Boxkampf die von ihm sowieso stets geplünderten Staatskassen um weitere zehn Millionen Dollar erleichterte - werden nicht thematisiert. Es wird nur erwähnt, dass Mobutu für das Festival selbst kein Geld hergeben wollte; im Hintergrund sieht man dafür kommentarlos überlebensgroße Mobutu-Plakate und die Beteuerung, dass in Zaire "Black Power" schon Realität sei.

Der Film verfolgt die Planung des Festivals von den USA aus und die Organisation vor Ort, fängt ein paar Interviewfetzen von Stars wie B.B. King, James Brown, Miriam Makeba und den Spinners ein, um dann im zweiten Teil hauptsächlich die fulminanten Live-Auftritte im riesigen Stadion zu zeigen. Der schwitzige Bühnen-Spagat vom schon damals leicht dicklichen James Brown, die Afro-Power von Miriam Makeba und ihrem "Click Song", das kubanische Herumgewirbel von Celia Cruz und den Fania All-Stars sind in der Tat berauschend und mitreissend.

Leider fehlt dem Film jedoch das Drumherum einer packenden Dramaturgie. Auch die Statements der afro-amerikanischen Musiker zur Situation der Schwarzen weltweit, dem Zustand der Diaspora und dem Wunsch der Anknüpfung an die gemeinsamen Wurzeln hätte man mit aktuellen Interviews sinnvoll einbetten können. So aber hängen sie lose zwischen den Akten, immer wieder kurz zerrissen von den wütenden Kampfansagen eines Muhammad Ali, der als Einziger direkt das Politische der Situation adressiert.

31.07.2009

3

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