Ein einziger Augenblick Deutschland, USA 2007 – 102min.

Filmkritik

Berechnender Rachefeldzug

Filmkritik: Cindy Hertach

Terry George lässt Joaquin Phoenix als Vater eines Unfallopfers auf der Suche nach dem Täter durch ein Melodrama taumeln, das auch ein Thriller ist, der auch ein Rächerfilm ist. Und trotz Starbesetzung leider nicht viel mehr als berechnendes Betroffenheits-Kino.

Gleich am Anfang knallt's. Während der Rückfahrt von einem Baseballspiel, überfährt der geschiedene Anwalt Dwight (Mark Ruffalo) mit seinem 10-jährigen Sohn auf dem Beifahrersitz ein gleichaltriges Kind. Es ist der Junge des Ehepaars Learner und gleichzeitig der Schulfreund seines Sohnes. Übermannt von der Angst, dass ihm seine Exfrau (Mira Sorvino) nach diesem Unfall das Besuchsrecht verweigern wird, begeht Dwight Fahrerflucht.

Zurück bleibt die fassungslose Familie des toten Kindes. Während Grace Learner (Jennifer Connelly) nach dem ersten Schock den Schicksalsschlag ihrer Tochter zuliebe verdrängt, verliert sich ihr Mann Ethan (Joaquin Phoenix) in einer Depression, die sich durch die obsessive Suche nach dem Täter zunehmend verschlimmert. Als die Ermittlungen der Polizei im Sand verlaufen, sucht Ethan Rechtsbeistand in einer Anwaltskanzlei, die, so will es die gleichnamige Romanvorlage von John Burnham Schwartz, Dwight mit dem Fall betraut, womit sich dieser unvermittelt in der Rolle des Angeklagten und Ankläger des Opfers wiederfindet.

Die einfache Frage, wie sich denn die beiden Männer im weiteren Verlauf der Geschichte wohl zu einander positionieren mögen, lässt sich allzu einfach beantworten. Was der moralisch kniffligen Ausgangslage folgt, ist ein wenig originelles Katz-und-Maus-Spiel zwischen dem auf Rache sinnenden Ethan und dem immer mehr in die Bredouille geratenden Dwight, abwechselnd aus deren jeweiliger Perspektive erzählt. Die etwas dünn geratene Story bedarf darum dringend einer emotionalen Auspolsterung. George verlässt sich dabei auf die gute alte Thriller-Suspense, indem er die Handlungen der beiden Männer überbetont parallel nebeneinander herlaufen lässt. Gleichzeitig setzt er im familiären Umfeld der beiden Väter verschwenderisch viel melodramatische Emotion frei, die stellenweise so hoch und kitschig wogt, dass man sich bisweilen in einem arg manipulativen Rührstück wähnt.

Obschon "Reservation Road" mit aller Kraft auf die Gefühlen des Publikums abzielt, kann er letzten Endes doch nicht darüber hinwegtäuschen, dass es im Kern dieser berechenbaren Geschichte nur darum geht, ob, wann und wie Ethan den Mörder seines kleinen Sohnes dingfest machen kann. Oder aber ob, wann und wie sich Dwight dem Gesetz stellen wird. Als differenzierte Auseinandersetzung mit dem Themenkomplex Schuld, Sühne und Selbstjustiz gänzlich ungeeignet, bietet der Film trotz der Star-Besetzung vornehmlich rühriges Gefühlskino. Da war Todd Fields "In the Bedroom" um Klassen besser.

05.04.2013

2

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Kommentare

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loomitt

vor 15 Jahren

Der Film ist ziemlich durchschaubar.
Es ist leicht abzusehen, was als nächstes passiert.


colette

vor 15 Jahren

reservation road ist ein starkes drama! es lebt von den starken schauspielern! der film hat mich sehr bewegt!


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