Wie man sein Leben kocht Deutschland 2007 – 93min.

Filmkritik

Das Lächeln des Radieschen

Filmkritik: Stephan Sigg

Wer sich beim Kochen mit den Radieschen unterhält und den Teig bewusst durchknetet, hat mehr vom Essen. Dies ist die (simple) Botschaft, die Doris Dörrie in ihrem neuen Dok-Film vermitteln will.

Für einmal stehen keine Beziehungsprobleme und Liebeskrisen auf dem Programm: Filmemacherin Doris Dörrie hat sich für "How to cook your life" mit ihrer Kamera in die Küche begeben. Natürlich nicht in irgendeine, sondern in die von Edward Espe Brown, Zen-Priester aus Kalifornien, der in den USA schon vielen Menschen die Art des bewussten Kochens beigebracht hat.

Im rund 90-minütigen Dokumentarfilm bringt Dörrie uns die auf dem Zen-Buddhismus beruhende Kochschule näher und zeigt, wie die Art des Kochens Einfluss aufs gesamte Leben ausübt. Im Mittelpunkt des Geschehens steht der charismatische Zen-Koch-Guru Edward Espe Brown, zu dessen grossen Stärken ganz klar seine Rhetorik zählt. Doch hat man dies und Browns überlegenes und jeweils bewusst eingesetzte Lächeln einmal durchschaut, beginnt man sich zu langweilen und erkennt, dass ein Radieschen auch dann ein Radieschen bleibt, wenn man es anlächelt oder tiefsinnige Philosophien darüber anstellt.

Erstaunt ist man in erster Linie nicht von Browns Kochkunst, sondern viel mehr von seiner Selbstverständlichkeit, sein Kochbuch werbewirksam in die Kamera zu halten. Davon mögen selbst die schönen Aufnahmen von frischen Obst und Gemüse in Grossperspektive nicht ablenken.

Dörries Dok-Film über das Kochen driftet mit der Zeit leider total ins Triviale und Allgemeine ab und wird immer mehr zum banalen Aufklärungsfilm, der natürlich auch eine Portion Bush-Kritik enthalten muss. Wer "We Feed the World" - um einiges differenzierter und weniger plakativ als "How to cook your life" - gesehen hat, wird hier neben einem erleuchteten Guru, einer grossen Portion Light-Buddhismus, sinnsuchenden Kochkurs-Teilnehmern und grünen Hippies, die gegen US-Fastfood ankämpfen, nichts Neues entdecken. Dieser Dok-Film wirkt eher wie die Filmversion eines Feierabend-Kochkurses. Wer bewusst kocht und isst, hat mehr davon. Braucht es für diese Erkenntnis tatsächlich einen Koch-Guru bzw. einen abendfüllenden Dok-Film?

18.05.2021

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