CH.FILM

Heimatklänge Deutschland, Schweiz 2007 – 81min.

Filmkritik

Alte Töne, neue Bilder

Rolf Breiner
Filmkritik: Rolf Breiner

Es wird gesungen, gejuchzt und musiziert, dass es eine Lust ist. Gar keine Frage: Die urtümliche Musik lebt. Aussergewöhnliche Protagonisten kommen zu Wort und zu Gehör. Stefan Schwieterts Dokumentarfilm zeigt stimmige Bilder vom "Juchzen" und andere Gesänge.

Nein, mit klischeehafter Heimatduselei, Tourismus-Kitsch oder telegener Volksmusikshow haben die Akteure und Filmer Schwietert weder etwas am Hut noch im Sinn. "Heimatklänge" ist ein stimmiger Streifzug durch Volksmusik abseits kommerzieller Pfade. Stefan Schwietert, in Deutschland geboren und in Basel aufgewachsen, befasst sich seit einem Jahrzehnt mit Musik in ihren schillernden Facetten, abseits kommerzieller Ströme. Etwa mit der unverwüstlichen jüdischen Old-Boys-Group der Epstein-Brüder und ihrer Klezmer-Musik in "A Tickle in the Heart" (1996). Dem Alphorn erwies er 2003 seine Referenz.

Daran knüpft die Filmreise "Heimatklänge" an. Juchzer und Jodel sind in der Landschaft verwurzelt und beheimatet. Es gibt keinen schöneren Konzertsaal als die Landschaft für den Urgesang - das gilt für Appenzell oder die Innerschweiz ebenso wie für die Steppe in der Mongolei. "Heimatklänge" meint einerseits die Verwurzelung im heimischen Umfeld, andererseits archaische Rückbesinnung. Die Fragen "Wo komme ich her, woher schöpfe ich, was bin ich, was prägt mich?" schwingen bei den Musikern mit.

Der Zürcher Christian Zehnder (46) zum Beispiel ist ein Stimmakrobat, ein Lautenmaler, der sein Sinnen und Singen in Kehlkopfklängen auslebt. Er hat auch die Fühler in die Steppen Asiens ausgestreckt, zwischen Südsibirien und der Mongolei. Er hat die Vokalgruppe Huun-Huur-Tu aus Tuva getroffen.

Noldi Alder (54) aus dem Appenzell kommt aus einer bekannten Musikerfamilie ("Alder Buebe") und ist eigene musikalische Wege gegangen, nicht immer von den Traditionalisten wohlgelitten. Er hat sich intensiv mit Musiktraditionen auseinander gesetzt. Sein Metier ist der Naturjodel, diese Sprache zwischen Mensch und Natur. Er pilgert auf dem Weg zwischen Tradition und Experiment.

Erika Stucky (45) ist, oberflächlich betrachtet, ein schräger Vogel. In San Francisco geboren, im Oberwallis heimisch geworden, wurde sie zu eine der wenigen herausragenden Schweizer Jazz-Stimmen. Und sie ist der Schweizer Volksmusik näher, als man meint. Ihre Heimatklänge sind witzig-intelligent amerikanisch durchsetzt, kommunizieren aber prächtig mit einem Zehnder oder Alder.

Und das sind die Stärken dieser Reise zu den Klängen: Die Bilder rücken die Stimmen ins rechte Licht. Die Stimmen (Menschen) kommunizieren, befragen, bereichern, ergänzen sich; vor allem aber macht der Film Lust auf ein Live-Erlebnis, und das dazu bieten Film und Musiker einige Chancen.

04.05.2021

4

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Kommentare

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raffi44

vor 16 Jahren

ich fand den Film genügend.


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