Elizabeth: Das goldene Königreich Frankreich, Grossbritannien 2007 – 115min.

Filmkritik

Eine Ikone im Religionskrieg

Filmkritik: Wisi Greter

Es ist nur konsequent: Nach einem Kinojahr, in dem sich ein Sequel ans andere reihte, endet 2007 mit einer weiteren Fortsetzung. Dies ausgerechnet in einem Genre, das bislang resistent schien gegen den grassierenden Weitererzähl-Wahn: Der Historienfilm «Elizabeth: The Golden Age» knüpft an «Elizabeth» aus dem Jahr 1998 an.

Eine direkte Fortsetzung ist der Film aber nicht, und schon gar keine plumpe. Der «erste Teil» erzählte ja gerade mal von den Mädchenjahren einer Königin. Elizabeth herrschte aber fast ein halbes Jahrhundert, und der neue Film setzt Jahrzehnte später ein. Dass sich die Filmemacher mit der «Fortsetzung» neun Jahre Zeit liessen, ist kein Problem, im Gegenteil: Zwar sind die Macher und einige der Hauptdarsteller die gleichen wie 1998, aber weil völlig neue Geschichten erzählt werden, braucht der Zuschauer den ersten Teil nicht gesehen oder nicht mehr präsent zu haben, um den neuen Film zu verstehen.

1485: König Philip II von Spanien, mächtigster Herrscher der Welt, sieht es als seine gottgegebene Aufgabe an, Europa wieder zurück zum Katholizismus zu führen. Im Visier hat er vor allem England, in dem die Bevölkerung bereits zur Hälfte reformiert ist und wo mit der von Elizabeth (Cate Blanchett) entmachteten Maria Stuart eine politisch korrekte Gläubige auf ihre Rückkehr auf den Thron wartet. Darum lässt der Spanier ganze Wälder abholzen und baut die mächtigste Kriegsflotte der Welt - die Armada, die England überrollen soll.

Am Hof - genauer: im Herzen der Königin - braut sich derweilen ein weiterer Konflikt zusammen. Der Entdecker Walter Raleigh (Clive Owen im Manu-Chao-Look) buhlt um Elizabeth. Aus politischen Gründen kann ihn die Regentin nicht heiraten, um ihn aber warm zu halten, delegiert sie ihre Vertraute Bess zu dessen Belustigung ab. Der Plan funktioniert zu gut; die beiden verlieben sich ineinander, und Elizabeth bleibt isoliert und einsam zurück.

Wie schon in «Elizabeth» schafft es Shekhar Kapur auch in «The Golden Age» eine historische Geschichte packend und ohne Staub und Ballast zu erzählen. Die bewährte Crew und eine grossartige Besetzung (Geoffrey Rush, Rhys Ifans und eine erschreckend gute Samantha Morton) machen auch den neuen Film zum Erlebnis. Immer wieder verdichtet der Regisseur Szenen zu wahren Kunstgebilden. Erneut kommt ihm dabei die Geschichte entgegen: Kapur baut auf die verbürgte Selbstinszenierung von Elizabeth, die sich geschickt zur Ikone stilisierte, um sich ihrem Volk anzudienen. Darum sind auch jene Szenen «richtig», die historisch falsch sind. Etwa die, in der die Königin hoch zu Ross, mit wehendem Haar und im schmucken Kettenhemd ihre Soldaten wie eine frühneuzeitliche Jeanne d'Arc in den Krieg schickt.

Allerdings vermag die Geschichte diesmal nicht so recht unter die Haut zu gehen. Elizabeths Beziehungsprobleme lassen einen kalt, und mit dem Religionskrieg weiss das Buch - trotz interessanten Parallelen zur Zeitgeschichte - wenig anzufangen. «Elizabeth: The Golden Age» ist bestes Historienkino, vielleicht auch, weil der Film aus einer anderen Zeit zu stammen scheint.

17.02.2024

4

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Kommentare

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neneli

vor 15 Jahren

wunderbare Kostüme, Cate Blanchett spielt die Rolle grandios, viel Traurigkeit zwischen den Zeilen.


malcantone

vor 15 Jahren

sehr gute Schauspieler


oktopus

vor 15 Jahren

Cate Blanchett spielt einfach hervorragend auch im zweiten Lebensabschnitt von Elizabeth.


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