Flags of Our Fathers USA 2006 – 133min.

Filmkritik

Eastwoods moralische Erzählungen

Filmkritik: Jürg Tschirren

Clint Eastwood erzählt die Geschichte der sechs US-Soldaten, die 1945 eine amerikanische Flagge auf Iwo Jima hissten. Eine verschachtelt verfilmte Story über Heldentum und Erinnerung, die bedeutungsschwerer scheint, als sie ist.

Wir schreiben das Jahr 1945, der Zweite Weltkrieg steht in seiner letzten Phase. Ein Ort wird für kurze Zeit zum Zentrum der Auseinandersetzungen: Iwo Jima, eine unwirtliche Vulkaninsel im Westpazifik. Die USA brauchen das Ödland als Start- und Landeplatz für ihre Jagdflugzeuge, genauso die Japaner, die von hier aus Angriffe fliegen. Die Schlacht um die Insel wird zu einer der blutigsten des ganzen Krieges, allein am ersten Angriffstag sterben über 2000 Menschen. Als die Amerikaner Iwo Jima nach über einem Monat einnehmen, sind 7000 Marines und fast alle 20'000 japanischen Soldaten ums Leben gekommen.

Trotz der immensen Zahl an Opfern wäre die Schlacht wohl in Vergessenheit geraten, hätte sich nicht ein Bild ins kollektive Gedächtnis eingegraben: Das von fünf Marine- und einem Navysoldaten, die auf dem Gipfel des Vulkans Suribachi eine US-Flagge aufrichten. Die Fotografie von Joe Rosenthal ist ikonisch geworden, in den USA steht sie wie kein anderes Zeitzeugnis für Heldentum an sich. Drei der sechs Soldaten starben noch auf Iwo Jima, die übrigen wurden nach ihrer Rückkehr in der Heimat von einem Propagandaanlass zum nächsten gereicht und als Werbefiguren für den Verkauf von Kriegsanleihen benutzt.

In den Nachkriegsjahren gerieten sie in Vergessenheit. Einer von Ihnen, der Pima-Indianer Ira Hayes (im Film: Adam Beach), war durch das Trauma des Krieges und den Rummel um seine Person zum Alkoholiker geworden. Er erfror 1955 betrunken, in seinem eigenen Blut und Erbrochenen liegend. Die beiden anderen, John Bradley (Ryan Phillippe) und Rene Gagnon (Jesse Bradford), lebten ein unauffälliges Leben. Bradleys Sohn John war es, der im Jahr 2000 ein Buch über die sechs Männer veröffentlichte. Er nannte es "Flags of Our Fathers", und es diente Clint Eastwood als Vorlage für seinen gleichnamigen Film.

In Eastwoods letzten Werken ("Mystic River", "Million Dollar Baby") ging es um die ganz grossen Themen: Leben, Tod, Ehre, Scham, Schuld und Sühne. Ein Dostojewski ist der Regisseur dennoch nicht, seine moralischen Erzählungen entpuppen sich bei näherem Hinsehen als eher hausbacken. Auch "Flags of Our Fathers" lehrt in dieser Hinsicht kaum Neues. Dass Helden nicht auf dem Schlachtfeld geboren werden, sondern in den Erzählungen derer, die sich - aus welchem Grund auch immer - an sie erinnern? Man hätte es fast gedacht. Dass die Männer im Schützengraben nicht für hohe Ideale kämpfen, sondern einzig für ihre Kameraden? Auch das keine tiefgründige Erkenntnis.

Was bleibt ist eine schön verschachtelt erzählte Geschichte um eine Schlacht und ihre Opfer (vorerst nur die amerikanischen, erst in "Letters from Iwo Jima" wird Eastwood von den Japanern erzählen). Und viele packende Gefechtsszenen - allerdings hat man auch die schon bei "Saving Private Ryan" gesehen.

16.10.2020

3

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Kommentare

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movie world filip

vor 12 Jahren

ok, aber eastwood macht viel besseres... zu flach erzählt, aber interessant schon


sniper8

vor 16 Jahren

clint eastwood mit kriegsdrama im doppelpack. dies ist der erste teil aus sicht der amis bei der schlacht um iwo jima im zweiten weltkrieg.
nun, viel kann man zum film nicht sagen aber eins vorne weg: clint eastwood ist einer der besten filmemacher, dessen filme meistens mit der ein oder anderen auzeichnung davon kommen.
"flags of our fathers" ist meines erachtens ein mittelmässiger film. die bodennahen kameras zeigen die schlacht direkt aus sicht der soldaten und auch der farbton bekommt dem film sehr gut. er verleit im etwas düsteres, dreckiges. auch mit schonungslosen darstellungen des krieges wird dem zuschauer einmal mehr die grausamkeit des krieges vorgeführt.
parallel dazu läuft die eigentliche handlung der "helden" von iwo jima die irgendwie mit dem ganzen ruhm nicht zurecht kommen. anfangs ist das ja noch ganz interessant mit anzusehen, jedoch als sich die veranstaltungen zum tausendsten mal wiederholen wird das schon irgendwann mal langweilig. auch die letzten 20 minuten des films sind eine echte nervenprobe, denn das ende kommt und kommt nicht.
ein weiterer ausergewöhnlicher punkt ist, dass der film nicht viel melodramatisches an sich hat. dies kann man positiv oder negativ auffasen wie man will.
mein fazit vom film ist: er ist aussergewöhnlich, ein bisschen brutal und auch eine ganz passable charakterstudie. jedoch bricht die langeweile manchmal zu sehr ans licht und deswegen ist er für mich auch nicht besser oder schlechter als 3 sterne. denn von eastwood sind wir besseres gewohnt.Mehr anzeigen


raffi44

vor 16 Jahren

ich fand den Film genügend.


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