NVA Deutschland 2005 – 99min.

Filmkritik

Achtung, fertig, DDR

Beatrice Minger
Filmkritik: Beatrice Minger

Leander Haussmann macht sich nach "Sonnenallee" und "Herr Lehmann" zum dritten mal über die DDR lustig und zeigt eine Militär-Klamotte mit dem üblichen Personal, ausgeleierten Armee-Gags und einer lauen Liebesgeschichte.

Ha. Jetzt ist's raus. Die NVA (die Nationale Volksarmee der Deutschen Demokratischen Republik, kurz DDR) war ganz und gar keine lustige Angelegenheit. Auch nicht in der "Fidel Castro Kaserne", wo der Oberst mit Namen Kalt (Detlev Buck) heisst und der Hauptmann Stummel. Wo rotwangige, zarte Rekruten wie Henrik (Kim Frank) ausgeträumt haben und aufmüpfige Besserwisser wie Krüger (Oliver Bröcker) zurechtgestutzt werden. Wo die Rekruten von den EK's (Entlassungskandidaten) gemein gepiesakt werden und lernen müssen, wie sich der kalte Krieg so anfühlt. Henrik und seine Kameraden müssen also durch die harte Lebensschule der Armee und finden komische Käuze und Freunde fürs Leben. Aber es gibt auch Liebe. Im Falle Henriks in Person der Hauptmanns-Tochter Marie (Jasmin Schwiers), die ihm während eines Manövers im Wald, bei dem Henrik sich verirrt, wie ein rettender Engel erscheint. Überhaupt liegt Hoffnung in der Luft, man befindet sich schliesslich im Sommer 1989 und der Mauerfall ist nah.

Abgesehen von diesen leisen historischen Eckdaten läuft eigentlich alles genauso ab wie in anderen Militärfilmen - vornehmlich amerikanischer Herkunft ("Achtung, fertig, Charlie!" jetzt mal aussen vor). Nur macht Regisseur Leander Haussmann das alles auf lustig. Was natürlich genau so wenig neu ist. Und er verleiht der Szenerie den mittlerweile im deutschen Kino einigermassen verbreitete Ossi-Anstrich: Ossie-Gadgets, Ossi-Frisuren und Nadelwaldtarnklamotten anstatt der Mischwaldtarnklamotten wie drüben im Westen. Haussmann, der die NVA aus eigener Erfahrung von innen kennt und deshalb, so möchte man meinen, differenziert darüber berichten könnte, setzt auf Klischees und Altbewährtes: DDR-Lustigmache mit den inzwischen ausgeleierten Gags, Detlev Buck, der brillant wie immer den Oberst Kalt gibt und junge, verträumte Liebe unter erschwerten Umständen. Neu ist allerdings der Hauptdarsteller Kim Frank, der einem noch dunkel von der deutschen Teenager-Pop-Gruppe "Echt" in Erinnerung ist - der die Suppe aber echt auch nicht würziger macht.

Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten, was man mit dem Film anfangen kann, der ja nicht wirklich schlecht ist, nur halt auch nicht richtig gut. Man pfeift auf den historischen Hintergrund und die deutsche Herkunft und schaut sich einfach eine Militärkomödie an. Oder man sieht NVA zusammen mit "Sonnenallee" (1999) und "Herr Lehmann" (2003) als dritten und - so hofft man - letzten Teil einer lustigen DDR-Trilogie Haussmanns - was den Film zumindest filmhistorisch aufwerten würde.

31.05.2021

3

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Kommentare

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artisir004

vor 18 Jahren

Er war auch sehr lustig
Ich liebe Militärfilme und dadurch finde ich ihn besser als Harry potter oder so


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