Super Size Me USA 2004 – 99min.

Filmkritik

Mc Dick

Filmkritik: Jürg Tschirren

Morgan Spurlock isst dreissig Tage lang nur bei McDonalds, nimmt 25 Pfund zu und verwandelt seine Leber in Pastete. Dieses Diät-Experiment liefert den Hintergrund für seinen Dokumentarfilm "Super Size Me", mit dem er den Preis für die beste Regie am Sundance Festival gewann.

Unlängst schrieb die "NZZ", unsere Jugend könnte die erste Generation werden, die vor ihren Eltern stirbt. Der Grund: Die Teenager bewegen sich zu wenig, essen ungesund, rauchen und trinken zu viel. In Deutschland ist mittlerweile jeder dritte Jugendliche und jedes fünfte Kind übergewichtig und in den USA - das Vorurteil täuscht für einmal nicht - ist alles noch einmal grösser. Beziehungsweise dicker. Gut zwei Drittel der erwachsenen Bevölkerung sind übergewichtig, und fettreiche Ernährung ist nach dem Rauchen die zweithäufigste vermeidbare Todesursache.

Diese Fakten bilden den Hintergrund von Morgan Spurlocks Dokumentarfilm "Super Size Me", dem ein Experiment am eigenen Körper als Aufhänger dient. Während 30 Tagen isst Spurlock Frühstück, Mittagessen und Abendessen ausschliesslich bei McDonald's. Er verzehrt mindestens einmal jedes Gericht, das auf der Karte steht, und beantwortet die Frage, ob er für ein paar Cent mehr ein extragrosses "Super Size"-Menu wolle, stets mit "super size me!" Die Resultate dieser Diät, soviel sei vorweggenommen, sind dramatisch: Spurlock nimmt nicht nur innerhalb eines Monats 25 Pfund zu und steigert seinen Körperfettanteil von 11 auf 18 Prozent, auch seine Leberfettwerte nähern sich denen eines schweren Alkoholikers.

So erschreckend dieser körperliche Zerfall sein mag: dass Fast Food in grossen Mengen ungesund ist, hätte man sich auch ohne "Super Size Me" denken können. Aber vor Michael Moore's "Bowling for Columbine" hielt ebenfalls kaum einer die Waffenlobby für einen Haufen Menschenfreunde. Dass McDonalds ein leichtes Ziel ist, sollte man Spurlock deshalb nicht vorwerfen.

Schade aber, dass er sein Thema nicht immer mit der nötigen Konsequenz angeht. Die Nahrungsmittelindustrie und ihre Profitinteressen werden bestenfalls verschwommen sichtbar, und auch dass der Konsum von Fast Food eine sehr schichtspezifische Angelegenheit ist, scheint den Film nicht zu interessieren.

Stattdessen hält die Kamera drauf, wenn sich der Regisseur die Bestandteile seines ersten "Super Size"-Menus noch einmal durch den Kopf gehen lässt. Solche Szenen sind nicht weit entfernt vom grenzdebilen "Humor" der MTV-Ekelsendung "I Bet You Will" - ein Format, für das ebenfalls Morgan Spurlock verantwortlich zeichnet.

Abgesehen davon ist "Super Size Me" eine sehr unterhaltsame und oft befremdliche Reise durch ein Fast Food-verrücktes Land. Spurlock erweist sich als der umgänglichere Michael Moore, ebenso populistisch zwar, aber weniger interessiert am Blossstellen seiner Gesprächspartner und an der eigenen Profilierung. Selbst sein Diät-Experiment dient ihm bloss als Vorwand, mit Experten und Betroffenen im ganzen Land zu reden.

Spurlock reist nach Texas, dem "fettesten" Staat der USA, besucht Schulkantinen, in denen fast nur Süssigkeiten verkauft werden, und stellt uns einen Mann vor, der nach eigenen Angaben schon über 19'000 Big Macs gegessen hat - und dabei erstaunlich schlank geblieben ist. Zu den Interviewten gehört auch Spurlocks Freundin, die als veganische Köchin arbeitet und schon bald die abnehmende sexuelle Leistungsfähigkeit ihres Mannes beklagen muss: "Ich muss nun immer oben sein", stellt sie lakonisch fest.

Wer nach all dem noch mehr über die Fast Food-Industrie wissen will, dem sei Eric Schlossers Buch "Fast Food Nation" empfohlen.

01.06.2021

4

Dein Film-Rating

Kommentare

Sie müssen sich zuerst einloggen um Kommentare zu verfassen.

Login & Registrierung

movie world filip

vor 12 Jahren

interessant aber mcdonalds hat nicht gerade der grosste burgers... dann könnte man ehr von burger king ein doku machen... super sizen darf mann, wenn mann sport treibt ist das nicht so slimm wie hier gezeigt, das manche leute die kontrolle verlieren... na ja da gibt auch ohne mcdonalds - trotzdem sehenswertMehr anzeigen


pillar

vor 17 Jahren

habe den film in amerika gesehen...
und naja, so ab dem 15. tag wirds langweilig. doch der rest ist spannend, wenn nicht sogar erschreckend. ich bin momentan auch in nordamerika und kann diesen "supersize"-trend nur bestaetigen...


dargebotenehand

vor 19 Jahren

säns griesst...

dass man mit filet mignon und nudeln wie von Christoph festgehalten auch dick und fett werden kann, dem kann ich hier nur beipflichten... ABER... mit filet hast du bedeutend länger als mit fettreicher hamburgernahrung und fettigen pommes... trotz dem Wissen um all die Nebenwirkungen einer solchen Ernährung scheint mir doch der Verdacht nahe zu liegen, dass viele Bürger auf diesem Planet immer noch nicht wissen dass mangelhafte Bewegung und überdurchschnittlich fettiges Essen wie Burger und Pommes auf Dauer nicht gesund sein können. Hier könnte der Film doch für Aufklärung sorgen.. so hoffe ich wenigstens.. auch wenn es nicht zwingend eintreten muss. Dass hier der Burgergigant McDonalds angegriffen wird erachte ich jedoch als problematisch da es ja auch Wendys, Neals, BurgerKing etc gibt welche nicht wirklich gesünderes Essen fabrizieren... das Mc ist halt der Bekannteste und musste wohl deswegen dafür hinhalten.

Der Film an sich ist aber in Ordnung und durchaus zu empfehlen..

So long...Mehr anzeigen


Mehr Filmkritiken

Challengers - Rivalen

Civil War

Kung Fu Panda 4

Back to Black