Schöne Blume Nepal 2004 – 108min.

Filmkritik

Brautschau am Himalaja

Filmkritik: Remo Bräuchi

Im nördlichen Nachbarn des Hindustaates Indien ist es der Bräutigam, der für die Braut bezahlen muss. Die Frauen bleiben aber genauso auf der Strecke. Der erste nepalesische Film, der es ins Vollprogramm unserer Kinos schafft, ist eine liebevoll erzählte Emanzipationsgeschichte aus einer vom Tourismus kaum erschlossenen Bergregion Nepals. Als Kulisse dienen die schneebedeckten Gipfel des Himalaja.

Numafung lebt mit Eltern, Grossmutter und jüngerer Schwester in einem entlegenen Bergdorf Nepals. Sie will noch nicht heiraten, doch ihr Vater nimmt ein Heiratsangebot der Familie eines Nachbardorfes an. Das Brautgeld wird entrichtet, die Hochzeit gefeiert und Numafung zieht zur Familie ihres Gatten. Der fröhliche Ojahang stirbt jedoch an den Folgen eines Unfalls, worauf Numafung eine Fehlgeburt erleidet. Ohne Nachkommen verbindet sie nichts mit der Familie ihres verstorbenen Mannes und so muss sie zu ihren Eltern zurückkehren. Obwohl sie kurze Zeit später auf dem Jahrmark den attraktiven Rikute kennen lernt, nimmt ihr Vater gegen Numfangs Willen ein neues Heiratsangebot an. Als Numafungs zweiter Ehemann sich als prügelfreundlicher und aufbrausender Trinker entpuppt, beschliesst die junge Frau, mit den Traditionen zu brechen.

Nepal besitzt als eines der ärmsten Länder der Welt zwar eine lebendige Filmindustrie. Einheimische Produktionen zeichnen sich jedoch vorab dadurch aus, dass sie von den indischen Bollywood Extravaganzen kaum zu unterscheiden sind. "Numafung" wird denn auch im Himalaja-Königreich als Meilenstein des nepalesischen Kinos gefeiert. Zum ersten Mal wird im Vielvölkerstaat Nepal eine ethnische Minderheit im Film authentisch dargestellt.

Regisseur Nabin Subba, der selber der Gruppe der Limbu angehört, wuchs in Malaysia, Brunei und Hongkong auf, bevor er nach Nepal zurückkehrte und sich einen Namen als Dokumentarfilm-Regisseur machte. Die Limbu sind mongolischer Abstammung und leben zurückgezogen im Osten Nepals - so zurückgezogen, dass bisher kein Limbu Schauspieler geworden ist. Deshalb besetzte der junge und engagierte Regisseur - immer auf Authentizität bedacht - sämtliche Rollen mit Laiendarstellern. Diese stürzen sich denn auch geradezu in ihre Aufgabe und machen mit ihrem Eifer den Film zu einem warmen und humorvollen Erlebnis. Trotz unmissverständlicher Kritik des Regisseurs an einer alten Heiratstradition aus seiner Heimat, vermittelt "Numafung" ein respektvolles Bild der Limbu und ihrer Tradition.

24.02.2021

3.5

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