CH.FILM

Dimitri, Clown Schweiz 2004 – 84min.

Filmkritik

Der Schmunzel-Meister unter der Lupe

Filmkritik: Dominique Zahnd

Seine grandiose Mani-Matter-Doku war ein Publikumsmagnet. Jetzt meldet sich Regisseur Friedrich Kappeler mit einem einfühlsamen Porträt über den Schweizer Kult-Clown Dimitri zurück.

Sein Gesicht ist kalkweiss. Die Augen glänzen glasig. Der Mime im Scheinwerferkegel wirkt konzentriert. Egal, ob er den Engel, Teufel, Bahnhofsvorstand oder Elefantendompteur gibt - den helvetischen Clown-König umweht stets ein Hauch von Tragik und Melancholie. Die durchbricht Dimitri immer wieder gekonnt mit etwas Unerwartetem: Zum Beispiel, wenn er mit seinem musikalischem Können auf einem selbstgebauten Instrument verblüfft oder einfach nur die Lippen zu einem von Ohr zu Ohr reichenden Lächeln verzieht. Widerstand ist zwecklos - der Zuschauer muss unweigerlich lachen.

Der Clown aus Ascona ist ein Meister des feinen Humos. Mit seiner unnachahmlichen Mimik, dem faszinierenden Spiel seiner Hände und der ausdrucksstarken Gestik seines Körpers lässt er auf den Bühnenbrettern schnell eine eigene Welt entstehen: Seinen persönlichen Mikrokosmos. Das stolze Alter hingegen sieht man dem drahtigen Mann mit der Mireille Mathieu-Gedächtnisfrisur in keiner Lebenslage an.

Dimitri feiert nächstes Jahr seinen 70. Geburtstag. Ein filmisches Denkmal war da längst überfällig. Und die Art, wie der Frauenfelder Regisseur Friedrich Kappeler das Ganze angeht, passt. Seine Bilder fangen den Protagonisten auf behutsame Weise ein und sind nie aufdringlich. Er zeigt den Gute-Laune-Verbreiter beim Training, beim Wandern im Wald und beim Kostüme schneidern. Natürlich wird in den kurzweiligen 80 Filmminuten viel in Erinnerungen geschwelgt - und das ist auch gut so. Denn was der wache Zeitgenosse über sein Vorbild Charlie Chaplin oder seine Kindheit erzählt, fasziniert. Ebenso fesselnd zusammengeschnitten sind auch die Werdegänge seiner fünf Kinder - und die herzwärmende Lovestory mit Ehefrau Gunda.

Wenn am Ende des Streifens Dimitri und Elefantendame Patma ihren letzten Gang antreten und die Beiden zuletzt von den Fluten eines Sees verschluckt werden, hinterlässt das die gleiche, süssliche Schwermut, die auch die Nummern des Clowns verströmen. Dann atmet die Leinwand wahrhaftig Poesie, und eine hypnotische Ruhe breitet sich im Kinosaal aus. Genau der richtige Film für einen nieseligen Herbst-Sonntag.

19.02.2021

4

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