Liegen lernen Deutschland 2003 – 87min.

Filmkritik

Schwerste Liebe

Filmkritik: Simon Kern

Die erste Liebe, die alles überstrahlt: Für den Helmut in Hendrik Handloegtens Beziehungsfilm "Liegen lernen" setzt sie alle künftigen Liebschaften schon mal im Voraus in den Sand. Eine unterhaltsame, in der Kohl-Ära angesiedelte "Coming of Age"-Geschichte mit hohem Wiedererkennungswert - aber letztlich eine von vielen.

Also, okay. "Liegen lernen" ist ein typischer Vertreter der Sorte Film, die genau so beginnen. Die gibts auch in amerikanisch, ohne "also" natürlich. In "Also, okay"-Streifen führt uns die Hauptfigur mit einer Voice-over-Moderation in den Film ein, und zwar sympathisch und locker, damit gleich mal klar ist, dass es sich hier um einen Menschen wie du und ich handelt. Ein "gmögiges" junges Persönchen mit einem Problem - denn darum dreht sich jeweils die Geschichte. Womit wir bei Hendrik Handloegtens Verfilmung von Frank Goosens Roman-Bestseller angekommen sind.

Der liebenswerte Zeitgenosse in "Liegen lernen" ist Helmut (Fabian Busch), Anfang dreissig. Und jetzt kommts: Seine Freundin erwartet von ihm ein Kind, und das will sie behalten - wenns sein muss halt ohne ihn. Helmut nimmt Reissaus. Der junge Mann versteht die Welt nicht mehr: Er liebt seine Freundin, und das Kind will er ja auch - wovor rennt er dann davon? Und wohin? Nach Berlin, wo Helmuts allererste grosse Liebe mittlerweile lebt, deren Abschied er nie völlig verwunden hat. Er will sie noch einmal treffen, um sie endlich vergessen zu können.

"Liegen lernen. Still halten, nichts machen, dann laufen einem die unglaublichsten Frauen über den Weg" führt uns das Kinoplakat zu diesem Film in die Irre. Denn eigentlich gehts um was ganz anderes als um die unglaublichen Mädchen (köstlich in einer Nebenrolle: Sophie Rois), die Helmut nach seiner verunglückten grossen Liebe geradezu im Dutzend abfertigt. Nämlich vielmehr darum, LIEBEN zu lernen, und wie Helmut erkennen muss, was es mit dem idealisierten Bild seiner Teenagerliebe auf sich hat und was mit seiner schwangeren Freundin.

Helmuts Problem mag im Film als männliches bezeichnet werden, letztlich ist es aber ein nur allzu menschliches. Dies und die behutsame Charakterzeichnung schaffen einen Wiedererkennungswert, der bei allen in den 80er-Jahren Aufgewachsenen noch eine ganze Ecke grösser ist, da der Film mit geschickt eingestreuten Zeitkolorit einige Erinnerungen weckt.

Letztlich lässt es der "Coming of Age"-Streifen an Spannung, Tiefe, Kanten und Unverwechselbarkeit fehlen, aber von einem sympathischen Menschen, der uns mit einem "Also, okay" bei der Hand nimmt, lassen wir uns doch gerne kurzweilig ein Problem schildern - noch dazu eines, das mit den unseren vielleicht sogar ein bisschen was gemein hat.

25.05.2021

3.5

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Kommentare

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gandalf77

vor 20 Jahren

Viel besser und ansprechender als der Titel verspricht


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