CH.FILM

Geld oder Blut Schweiz 2003 – 68min.

Filmkritik

Rastloser Kämpfer gegen den Tod

Stefan Gubser
Filmkritik: Stefan Gubser

Ein Dokumentarfilm über das Wirken des Schweizer Arztes Beat Richner, der seit Jahren in Kambodscha versucht, Ärmsten dieser Welt zu helfen. Das Porträt eines wirklich guten Menschen. Und mehr als das.

Kinderarzt und Musiker Beat Richner - die Schweiz kennt ihn spätestens, seit sie ihn vor Jahresfrist zum Mann des Jahres gewählt hat - ist ein Mann mit der Kraft eines Herkules, mit dem Dickkopf eines Christoph Blocher und dem Geschäftssinn eines Daniel Vasella, ein Robin Hood der Neuzeit, ein Albert Schweizer mindestens im Taschenformat. Ein Mann mit grossem Kopf und noch viel grösserem Herz. Was dieser Mann in Kambodscha geschaffen hat? Es ist in Worte kaum zu fassen: Drei Kinderspitäler geplant, finanziert und gebaut und unzählige Menschen vor dem, jawohl, Verrrecken bewahrt, und das trotz allerwidrigster Umstände.

"Geld oder Blut" ist - als ob das nicht genug wäre - mehr als ein Porträt von Werken und Wirken des Beat Richner. Georges Gachot, Franzose, in der Schweiz ausgebildeter Ingenieur und seit Mitte der 80er Jahre emsiger Dokfilmer mit viel Liebe für die klassische Musik, thematisiert an und mit dem Schweizer Fast-Übermenschen Richner die komplexe Frage nach dem "Wie" der medizinischen Versorgung, die einem Armenhaus wie Kambodscha angemessenen ist: Soll man, wie dies WHO, Unicef und «Medecins sans frontières» für richtig halten, sich auf die so genannte "Basisversorgungsmedizin" beschränken, will polemisch heissen, nicht viel mehr tun, als die Menschen gegen Tuberkulose impfen und zum Händewaschen anhalten, oder soll man versuchen, und das ist Richners Denken und Handeln, auch in einem Land wie Kambodscha eine humanitäre Medizin westeuropäischen Zuschnitts anzuwenden?

Vielleicht liegt paradoxerweise in Gachots grosser Nähe zu Richner (er dokumentiert des Doktors Wirken seit Mitte der 90er Jahre mit der Kamera) die einzige Schwäche eines eindrücklichen Films. Nicht nur Beat Richner hat ja, so zeigen gerade auch die Statements der Nicht-Richners, Gutes im Sinne. Aber Richner, und dafür muss man ihn lieben, will es hier und jetzt, weil, so wird er zu betonen nicht müde, der Tod kein morgen kennt, kein Warten, wenn das Dengue-Fieber wütet und die Tuberkulose tobt, während die grossen Organisationen stärker auf eine nachhaltige Entwicklung setzen, ihr Wirken weniger an die Kraft eines einzigen Menschen zu binden suchen.

Aber wer möchte das Haar in einer Suppe suchen, die fraglos tadellos zubereitet ist und noch fragloser vor allem Eines will: Die Menschen, denen es vergönnt ist, sich Richners Kampf gegen den Tod in der wohligen Geborgenheit eines Kinosaals anzuschauen, zur Unterstützung anhalten. So gesehen können Sie sich den Gang ins Kino Ihres Vetrauens sparen. Vorausgesetzt, sie spenden dem Richner etwas: Geld oder Blut.

19.02.2021

3

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