Unterwegs in die nächste Dimension Deutschland 2002 – 102min.

Filmkritik

Dimensionen-Sprung

Filmkritik: Eduard Ulrich

Wer hat sich nicht schon gefragt, ob Wunderheilungen möglich sind? Nach "Living Buddha" dehnt Clemens Kuby sein Forschungsgebiet aus und reist zu den Schauplätzen. Wegen seines europäisch-geschulten, kritischen Verstandes gleitet er nicht in die Esoterik ab, wenn er uns seine Fundstücke präsentiert.

Schamane und Scharlatan liegen bei den meisten Europäerinnen wohl nah beieinander. Trotzdem ziehen jährlich Hunderte in ferne Länder, um das Seelenheil oder ganz profan die Heilung von psychischen oder physischen Leiden zu suchen. Neben den Aschrams in Indien besetzen dabei die Selbstständigen in Südamerika und Südostasien eine nicht immer profitable Marktnische. Sie widmen sich mit ihren oft erfolgreichen Heilungsritualen auch den Armen und erfüllen dort die gesellschaftlichen Funktionen, die in Industriestaaten von Ärzten, Geistlichen und Psychologen wahrgenommen werden.

Clemens Kuby schlüpft öfters in die Rolle des selbst Heilung Suchenden und wir können ihm bei den nicht immer schmerzlosen Behandlungen zuschauen. Er befragt aber auch andere Patienten - auch solche aus Ländern, in denen die Schamanen arbeiten. So können wir uns ein eigenes Urteil bilden. Sein Abstecher nach Russland fällt etwas aus dem Rahmen, da es in dieser materialistisch erzogenen Gesellschaft um wissenschaftlich-technische Experimente geht, die beweisen sollen, dass geistige Kräfte und seltene Fähigkeiten reproduzierbar sind. Auch hier lässt sich Kuby keinen Bären aufbinden, sondern stellt den Meister flugs für ein Experiment an. Spannend zu verfolgen, ob es gelingt. Seine Tour d'horizont gipfelt in einem Treffen vieler von ihm besuchter Schamanen, zu dem er sie nach Europa eingeladen hat. Aufschlussreich ist das Gespräch mit einem "Behandlungsopfer" ein Jahr später.

Kuby setzt geschickt passende filmische Mittel ein, um die Stimmungen der jeweiligen Situation einzufangen oder um erschliessende, kommentierende Teile und dokumentarische Bilder zu kombinieren. Und obwohl er sich mit echtem Interesse diesen Phänomenen und den involvierten Menschen widmet, gibt er sich nicht mit einfachen Erklärungen zufrieden, sondern regt uns an, nach vergleichbaren Geschehnissen Ausschau zu halten, die es auch bei uns gibt. Gute Kameraführung und Bildideen sowie der humorvolle Ton seiner Kommentare tragen uns durch die Welt der Wunder. Am Ende kommen wir beglückt und vielleicht als etwas andere Menschen wieder in Europa an. Die Web-Site www.naechste-dimension.ch gibt Auskunft über Aktivitäten, die mit der rationalen Erforschung bisher vernachlässigter Ansätze in Zusammenhang stehen.

23.10.2023

4

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Kommentare

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haaiah

vor 21 Jahren

Ausgezeichnete Dokumentation und hervorragende Wortwahl.


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