Die unbarmherzigen Schwestern Irland, Grossbritannien 2002 – 114min.

Filmkritik

Sisters of No Mercy

Björn Schäffner
Filmkritik: Björn Schäffner

Das historische Kloster-Traktat "The Magdalene Sisters" verfolgt das Schicksal dreier Frauen, die in den 60er Jahren in ein Magdalenen-Konvent kommen. Dort werden die "Sünderinnen" jahrelang gepeinigt. Der 2002 in Venedig mit dem Goldenen Löwen prämierte Film zog höchst medienwirksam den Zorn der katholischen Kirche auf sich.

Es ist ein zorniger und brutaler Film, den der irische Regisseur Peter Mullan gedreht hat. Hinter Klostermauern quälen sadistische Wärterinnen ihre weiblichen Gefangenen. Priester erzwingen sexuelle Handlungen und gleich Sklavinnen müssen die Mädchen in der Wäscherei schuften.

In so genannten "Magdalene-Convents" wurden in Irland vornehmlich Töchter aus ärmerem Haus gefangen gehalten, oft über Jahrzehnte hinweg. Ihr Alltag glich einem Albtraum voller Demütigung, Hass und Gewalt. Schätzungsweise 30'000 Frauen fristeten ihr Dasein in solchen Heimen, die sich über die ganze Insel verteilten. Erst mit der Schliessung des letzten Magdalenen-Heims im Jahre 1996 senkte sich der Vorhang über dieses düstere Kapitel der jüngeren irischen Geschichte.

Peter Mullans zweite Regiearbeit sorgte bereits letztes Jahr für beträchtlichen Wirbel. Sehr erbost hat die katholische Kirche, dass die Juroren des Internationalen Filmfestivals in Venedig den Film mit dem Hauptpreis, dem Goldenen Löwen, ausgezeichneten. Für die Medien war die darauf folgende Kontroverse ein gefundenes Fressen, was wohl wiederum für die US-Produktionsfirma Miramax mit ein Grund war, die Rechte an dem mit Publicity verwöhnten Streifen zu erwerben. Als Vehikel der Vergangenheitsbewältigung dient der Film hingegen in Irland, wo ihn bereits jeder vierte Landesbewohner gesehen hat.

Erzählt wird die Geschichte von drei jungen Frauen, die am gleichen Tag in ein Magdalenen-Konvent eingeliefert werden. Margaret (Anne-Marie Duff) muss ins Kloster, weil sie während einer Hochzeitsfeier vergewaltigt wurde. Rose (Dorothy Duffy) soll Busse tun, dass sie einen unehelichen Sohn in die Welt gesetzt hat. Die hübsche Bernadette (Nora-Jane Noone) wird als Verführerin gebrandmarkt und deswegen zu den Nonnen geschickt.

Dieser Kerkerexistenz stellt Kameramann Nigel Willoughby strahlende Aussenszenen gegenüber, die bei Bilderbuchwetter aufgenommen sind. Gerade dieses Schwarz-weissschema wird dem Film aber zum Stolperstein. Die Qualen, welche die Magdalenen-Schwestern zu erleiden haben, sind mit einer Penetranz festgehalten, die zuviel des Guten ist. Unablässig wird dem Publikum eingebläut, dass in einem Klima patriarchalischer Härte und in Gottes Namen schaurige Ungerechtigkeiten geschehen sind. Auch wenn schmerzhafte historische Tatsachen aufgearbeitet werden: Etwas weniger Pathos stünde dem Film gut an.

10.11.2020

4

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Kommentare

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anthony79

vor 21 Jahren

eindrücklich


fist77

vor 21 Jahren

Ein trauriges Kapitel im Katholizismus wird endlich aufgerollt. Und die katholische Kirche hat sich dafür immer noch nicht entschuldigt. Die vier Hauptdarstellerinnen (ich weiss nicht weshalb die Medien immer nur von drei sprechen, aber es sind vier: Bernadette, Patricia, Rose, Crispina) setzen einen sehr hohen Massstab an schauspielerischer Leistung. Nur schon die schauspielerischen Glanzleistungen der vier Senkrechtstarterinnen und der Nonne (allen voran Eileen Walsh in der schwierigen Rolle CRISPINA) sind es wert, sich diesen Film anzusehen.Mehr anzeigen


shakespeare2002

vor 21 Jahren

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