CH.FILM

Oltre il confine Italien, Schweiz 2002 – 104min.

Filmkritik

Kriegsdidaktik

Filmkritik: Senta van de Weetering

Die Tochter eines italienischen Kriegsveteranen versucht in "Oltre il Confine", die Tochter eines Flüchtlings aus dem bosnischen Kriegsgebiet zu retten. Dabei werden Erinnerungen an ihre eigene Jugend nach dem zweiten Weltkrieg wach. Rolando Collas Film über die Wiederholung der Geschichte wird den didaktischen Anspruch trotz aller Bemühungen um Authentizität nie ganz los.

Agnese, gespielt von Anna Galiena, möchte eigentlich mit allem nichts zu tun haben. Nicht mit ihrem sterbenden Vater, den der 2. Weltkrieg um den Verstand gebracht hat, nicht mit dem Asyl suchenden Bosnier Reuf, der sich um den alten Mann kümmert und dadurch in Schwierigkeiten mit der Polizei gerät. Natürlich kommt es anders. Aufgewühlt vom Tod ihres Vaters entschliesst sie sich, dem Fremden zu helfen, und reist schliesslich nach Bosnien, mitten ins Kriegsgebiet, um seine zehnjährige Tochter zu ihm zu bringen – oder vielmehr zu seiner älteren Schwester, denn Reuf selber beantragt in der Schweiz erfolglos Asyl.

Erinnerungsarbeit

Colla will dem Vergessen entgegenwirken. Der sterbende Vater steht für die gesamte Generation, die den zweiten Weltkrieg erlebt hat. Was bleibt von dieser Erfahrung zurück, wenn die Augenzeugen sterben, fragt er. Und was bleibt, wenn die im Krieg ausgebombten Häuser in Bosnien wieder aufgebaut und die Spuren der Zerstörung verwischt sein werden, die Peter Indergand für "Oltre il Confine" mit der Handkamera festhält?

Das Erinnern ist für Colla ein Kampf gegen den Krieg, denn, so gibt er uns zu verstehen, die Verdrängungen führen zu zwanghafter Wiederholung. Agnese beginnt sich im zerstörten Bosnien an ihre eigene, vom soeben beendeten zweiten Weltkrieg überschattete Kindheit zu erinnern. Dank dieser Erinnerung gelingt es ihr, Reufs widerstrebende Tochter zum Mitkommen zu bewegen.

Zu gute Absichten

Den ganzen Film hindurch bleibt deutlich, dass Colla uns etwas beibringen will, doch wirken sich die didaktischen Bemühungen kontraproduktiv aus. Die Figuren werden dadurch oft papieren, die Situationen konstruiert. "Man merkt die Absicht, und man ist verstimmt", heisst es bei Goethe. Leider trifft dies auch für gute Absichten zu.

21.01.2021

3

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