Sprich mit ihr Spanien 2002 – 112min.

Filmkritik

Auf der Suche nach Liebe

Filmkritik: Remo Bräuchi

Drei Jahre hat sich Kultregisseur Pedro Almodóvar Zeit genommen für seinen neuen Film. Mit "Hable con ella" versucht er nun, an das weltweit vielfach preisgekrönte Meisterwerk "Todo sobre mi Madre" anzuknüpfen.

Für einmal stehen bei Almodóvar wieder die Männer im Mittelpunkt. Der sensible Krankenpfleger Benigno (Javier Cámara) liebt die Balletttänzerin Alicia, die jedoch von seiner Zuneigung nichts weiss. Er liebt Alicia von Fern, aus dem Fenster seiner Wohnung, die der Ballettschule gegenüber liegt. Der Journalist Marco (Darío Grandinetti) verliebt sich Hals über Kopf in die Stierkämpferin Lydia. Diese hat jedoch Schwierigkeiten, sich von einem Kollegen zu lösen, mit dem sie jahrelang eine Amour fou verbunden hat. Jahre später treffen Benigno und Marco im Krankenhaus aufeinander. Lydia ist während eines Kampfes von einem Stier schwer verletzt worden und ist bewusstlos, Alicia liegt seit ihrem Verkehrsunfall im Koma und wird von Benigno liebevoll gepflegt. Er, der immer zu schüchtern war, sich Alicia zu nähern und der in der aufopfernden Pflege ihres bewusstlosen Körpers endlich ein Ventil für seine Liebe zu ihr gefunden hat, hilft Marco, sich mit der neuen Situation vertraut zu machen. Zwischen den beiden Männern entwickelt sich eine tiefe Freundschaft.

Die Erwartungen waren hoch. Und um es gleich vorwegzunehmen, Almodóvar hat sie nicht ganz erfüllen können. Dabei ist ihm kein schlechter Film gelungen. Niemand kann ihm vorwerfen, seine Geschichten seien nicht originell, er findet grossartige Bildkompositionen und Farben, zeigt bewegende Schicksale und berührende Szenen, aber irgendwie scheint das alles nicht richtig zusammenzupassen. Vielleicht stehen Frauen Almodóvars grosse Emotionen einfach besser als den Männern.

Der Spanier hat sich für seinen neuen Film von der Wirklichkeit inspirieren lassen und einige von einander unabhängige tatsächliche Begebenheiten in einem Drehbuch zusammengeführt. "Hable con ella" besteht denn auch aus einzelnen Geschichten. Innerhalb der Rahmenhandlung werden - gleich einem Beziehungsreigen - jeweils zwei andere Figuren in kleinen Kapiteln zusammengeführt. Dabei soll herausgefunden werden, ob sie zu einer glücklichen Liebe fähig sind. Dabei verschwinden die verbleibenden Figuren zuweilen für längere Zeit im Hintergrund und es fällt als Zuschauer schwer, sich von neuem mit ihnen zu identifizieren, wenn sie schliesslich wieder in die Handlung miteinbezogen werden. Obwohl jede Geschichte durchaus für sich alleine stehen kann, geht im Zusammenfügen der einzelnen Schicksale die Spannung verloren. Die Darsteller hingegen überzeugen durchaus, auch wenn man gelegentlich die üblichen Almodóvar-Schauspieler vermisst, denn ausser Cecilia Roth in einer winzigen Cameo-Rolle hat keiner der Mitwirkenden bisher in einem Almodóvar-Film mitgewirkt.

Man wird den Eindruck nicht los, dass der Spanier zuviel in einen einzigen Film stecken wollte, und am Ende bleibt ein Gefühl der leichten Enttäuschung. Aber selten folgt auf ein Meisterwerk ein neues Meisterwerk. Und das Filmemachen hat Pedro Almodóvar ja durchaus nicht verlernt. Wir warten deshalb gerne auf seinen nächsten Film.

17.02.2021

3

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Kommentare

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movie world filip

vor 12 Jahren

cool... langsam aber gute geschichte


marxo

vor 21 Jahren

Absolut geniale Darstellung einer Beziehung


mumsi

vor 21 Jahren

Es isch super guet!!


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