C'est la vie Frankreich 2001 – 102min.

Filmkritik

Die Liebe zum Sterben

Stefan Gubser
Filmkritik: Stefan Gubser

Müssen Sie wieder einmal mit Ihren Eltern ins Kino? Gehen Sie mit Ihnen in den neuen Film von Jean-Pierre Améris. Es erwartet sie ein bemerkenswertes Drama über die Liebe im Angesicht des Todes. Mit einem famosen Jacques Dutronc und einer grossartigen Sandrine Bonnaire.

Eh, bien, die französischen Filme. Die eine mag sie, der andere nicht. Es läuft halt oft wenig, da ist gerne ein wenig viel Philosophie, die Männer haben sich immer schon einen Gedichtband abgerungen und verführen die Frauen, obwohl sie den ganzen Tag Bücher lesen, das heisst, meistens gerade, weil sie das tun. Da ist, mit anderen Worten, gerne sehr viel lebensferne Hochkultur à la française. Neuerdings hält der französische Film es gerne mit der zeitgenössischen französischen Literatur. Dann läuft etwas, weil dann dreht sich alles um das Eine. Das wäre zwar jedermanns Sache, aber doch nicht so, vor allem nicht so penetrant, n'est-ce-pas?

Gar nicht so ist nun C'est la vie. Der vierte Spielfilm von Jean-Pierre Améris ("Le bateau de mariage") handelt vom Letzten. Er habe, so sagt Améris, keinen Film über den Tod, sondern den letzten Abschnitt des Lebens gemacht, der das Ende des Lebens sei. So gedrechselt redet eben der Franzose, wenn er das Sterben meint. Deutschen wir das also aus. Dimitri (Jacques Dutronc), vom Krebs zerfressen, hat noch einen Monat zu leben. Zu diesem Zwecke begibt er sich in ein, nun, Sterbehospiz ist nicht ganz richtig, vielmehr ist es eine Art Spital für Menschen, denen kein Arzt mehr helfen kann. Da trifft er auf Suzanne (Sandrine Bonnaire), einen Engel von allein erziehender Mutter, Lehrerin und freiwilliger Krankenschwester aus Leidenschaft. Zwischen beiden entspinnt sich etwas, das wohl Liebe heisst. Sie verwandelt einen Zyniker in einen, der in Ruhe sterben kann. Dimitri lebt auf im Angesichte des Todes in einer ihm nie gekannten Weise. Und sie entdeckt einer vom Schicksal geschlagenen Frau Gefühle, die diese längst erstorben glaubte.

Das tönt kitschig, ist es aber bei weitem nicht. Jean-Pierre Améris ist ein bemerkenswerter Film geglückt, der schonungslos und ungeschönt das Thema Sterben zur Sprache bringt, vor dem man nur allzu gerne wegzuschauen pflegt. Bemerkenswert ist er, weil er sich bis an die Schmerzgrenze des Erträglichen vorwagt. Zehn Minuten Todeskampf, sozusagen live, das ist ein starkes Stück. Bemerkenswert ist aber auch: "C'est la vie" ist ein Film, der trotz seines Todernstes eine Leichtigkeit, fast möchte man sagen, heitere Gelassenheit verströmt. Oder, um es nochmals zu sagen. Müssen Sie wieder einmal mit Ihren Eltern ins Kino? Gehen Sie sich "C'est la vie" anschauen. Voilà.

24.02.2021

4

Dein Film-Rating

Kommentare

Sie müssen sich zuerst einloggen um Kommentare zu verfassen.

Login & Registrierung

philm

vor 21 Jahren

Zum Sterben schön...


Mehr Filmkritiken

Challengers - Rivalen

Civil War

Kung Fu Panda 4

Back to Black