Shang-High Noon USA 2000 – 110min.

Filmkritik

Im Kimono durch den Wilden Westen

Bruno Amstutz
Filmkritik: Bruno Amstutz

Nach dem Erfolg von "Rush Hour" versucht sich Jackie Chan mit Partner Owen Wilson in einem neuen Buddy-Movie. "Shanghai Noon" führt den asiatischen Haudegen in den Wilden Westen, wo er nach einer entführten Prinzessin sucht. Bei dieser Aufgabe hilft sich Chan mit den bekannten Zutaten: Asiatische Kampftechnik und Humor.

Wachsoldat Chon Wang (Jackie Chan) führt ein Leben in Untertänigkeit in der verbotenen Stadt des chinesischen Kaisers. Dessen Tochter, Prinzessin Pei Pei (Lucy Liu), fühlt sich durch das ritualisierte Leben am Kaiserhof eingeschlossen und unfrei. Sie lässt sich von ihrem Englischlehrer dazu überreden, nach Amerika zu fliehen. Doch der charmante Helfer entpuppt sich jenseits des Ozeans als Bösewicht. Er verschachert Pei Pei an Lo Fong (Roger Yuan), einen abtrünnigen Palastwächter, der vom Kaiser ein stattliches Lösegeld erpresst. Dieser schickt seine drei tapfersten Wachsoldaten los, um eine Kiste mit Gold zu übergeben und die Prinzessin unversehrt nach China zurück zu bringen. Chon Wang gehört nicht zu dieser ausgewählten Elite, doch er fühlt sich an der Misere mitschuldig. Sein Gehorsam hat es ihm verunmöglicht, Pei Pei’s Flucht zu vereiteln. Als Gepäckträger darf er trotzdem mit auf die Reise in den Wilden Westen.

Dort wimmelt es bekanntlich von zwielichtigen Gestalten, und so dauert es nicht lange, bis der Zug der chinesischen Delegation überfallen wird. Angeführt vom grossmäuligen und einfältigen Roy O’Bannon (Owen Wilson) stürmt eine ebenso dumme wie schiesswütige Gang die Waggons auf der Suche nach Beute. Der Überfall endet in einem Desaster: Chon Wang wird von seinen Mitstreitern getrennt, O’Bannon hingegen als Bandenchef abgesetzt und bis zum Hals im Wüstensand eingegraben.

Der nichtsnutzige Cowboy und die pflichtbewusste Palastwache raufen sich jedoch zusammen und schlagen sich fortan gemeinsam durch sämtliche Klischees des Westerngenres: Das Duell in der Mittagshitze darf ebensowenig fehlen wie die Friedenspfeife im Indianerdorf und die Saloonschlägerei. Allerdings verleiht Jackie Chan diesen Standardszenen durch seine Rolle als Chinese mit Kulturschock stets eine komödiantische Note. Auch lässt er keine Gelegenheit aus, seine akrobatischen Kampftechniken den klassischen westlichen Gewaltmitteln gegenüberzustellen. In Chans Händen werden Sheriffsabzeichen zu Wurfsternen, er schiesst mit Hufeisen schneller als seine Widersacher mit dem Colt, und ein Hirschgeweih dient ihm als effektive Waffe.

In dieser Collage aus Situationskomik, Kampfszenen und Freundschaftsbildung unterschiedlicher Charaktere verzettelt sich jedoch der Handlungsstrang zeitweise in Belanglosigkeiten. Regisseur Tom Dey führt in seinem Erstlingswerk zu viele Nebencharaktere ein, lediglich um mit deren klischierter Figur zu spielen. Stellenweise blitzen aber nette Anspielungen auf, etwa wenn Roy O’Bannon "John Wayne" statt "Chon Wang" versteht, oder ein Marshall namens Van Cleef auftaucht, der wohl nicht ganz zufällig dem Schauspieler Lee Van Cleef gleicht, dem Helden diverser Spaghettiwestern und Clint Eastwoods Gegenspieler in "The Good, the Bad and the Ugly".

Jackie Chan, der zum erstenmal in einer Hollywood-Produktion auch als ausführender Produzent tätig ist, versucht mit «Shanghai Noon» seine Position in Amerika zu stärken und nach dem asiatischen auch ein westliches Massenpublikum zu begeistern. Indem er dabei auf das klassische Genre des Westerns zielt, sind diesem Unternehmen sicher Erfolgschancen gegönnt.

01.06.2021

3

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Kommentare

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sartsch

vor 22 Jahren

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