It's Showtime USA 2000 – 135min.

Filmkritik

Dunkelschwarze Fernsehsatire

Bruno Amstutz
Filmkritik: Bruno Amstutz

Der "Summer of Sam" ist noch nicht vorbei, und schon sorgt Regisseur Spike Lee für filmischen Nachschlag. Mit "Bamboozled" findet er gewohnt sozialkritische Töne und nimmt den alltäglichen Rassismus im amerikanischen Fernsehen aufs Korn. Seine spitze Satire behält stets ein lachendes und ein weinendes Auge, trägt aber bis zum Schluss die Moral etwas dick auf.

Pierre Delacroix (Damon Wayans) arbeitet als einziger schwarzer Fernsehautor bei einem TV-Sender, dessen Einschaltquoten im Sturzflug begriffen sind. Sein Boss Dunwitty (Michael Rapaport), dessen Name wohl nicht zufällig wie eine Kombination aus dumm und witzig tönt, macht ihm klar, dass er schleunigst mit kreativen Ideen für eine neue Show aufwarten sollte, da ansonsten seine Karriere mit dem Sender im Hades versinken werde. Und Dunwitty fordert etwas Originelles, denn sämtliche Geschichten von mittelständischen Schwarzen, die es in einer von Weissen dominierten Umwelt zu etwas bringen, sind ihm zu fade

Delacroix beschliesst, seinem grossmäuligen Boss mit einem radikalen Konzept den Mund zu stopfen: Er verstösst gegen jegliche politische Korrektheit und entwirft eine Neuauflage der Minstrel-Shows. In dieser Urform amerikanischer Bühnen- und Fernsehunterhaltung, die am Ende des 19. Jahrhunderts entstand, verkörperten weisse Darsteller mit schwarz gefärbten Gesichtern Afroamerikaner. Die klischierten Figuren waren dumm, nichtsnutzig und faul. Der trotzige Delacroix schlägt Dunwitty jegliche Form rassistischen Humors für seine Sendung vor, in der Meinung, dafür gefeuert zu werden. Doch Dunwitty sagt schenkelklopfend zu.

Mit dem obdachlosen Stepptänzer Manray (Savion Glover) und seinem Kumpel Womack sind die afroamerikanischen Stars gefunden, die künftig als "Mantan" und "Sleep'n Eat" im inszenierten Melonenbeet einer Baumwollplantage mit zusätzlich geschwärzten Gesichtern ihre Spässe zum besten geben. Wider erwarten schlägt die Show alle Publikumsrekorde. Doch Delacroix' Assistentin Sloan (Jada Pinkett-Smith) und ihr militanter Bruder Julius (Mos Def) können den Spass an der "New Millenium Minstrel Show" nicht teilen, und schliesslich wird Delacroix die Geister die er rief, nicht mehr los.

Spike Lee produziert in "Bamboozled" keine Helden. Seine Figuren haben ihren Charme und ihre Schwächen: Harvardabsolvent Pierre Delacroix spricht so gestelzt und betont distinguiert, dass man ihn nicht ernst nehmen kann. Der Bruder seiner Assistentin gibt vor, ein Untergrundkämpfer gegen die Unterdrückung der Schwarzen zu sein, doch im Untergrund wird vorwiegend geschimpft und gezetert statt gehandelt. Manray schliesslich lässt sich vom schnellen Geld und Erfolg blenden und merkt nicht, dass er seine Seele verkauft. Lee schafft es gekonnt, eine Geschichte aufzutischen, die einem zum lachen bringt, bis das Lachen im Hals stecken bleibt - genau der Effekt, den Delacroix mit seiner Fernsehshow zu erzielen versucht. Im Film geraten die Dinge jedoch ausser Kontrolle, als das Lachen der Lächerlichkeit weicht. Um Letzteres in seinem eigenen Werk zu vermeiden, muss Lee seine Moral deutlich machen. Bis zum Schluss trägt er diese aber mit dem Holzhammer vor, auch wenn die Botschaft schon längst angekommen ist.

17.02.2021

3

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Kommentare

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movie world filip

vor 12 Jahren

interessante kleinere film von spike lee - recht originel und witzig


argail

vor 21 Jahren

Jeder der behauptet man könne die Filme nicht vergleichen, der lügt.

Klar kann man Sie aus dem Standpunkt Komödie/Actionfilm nicht vergleichen. Aber man kann Sie ganz einfach anders Vergleichen.

Wir haben auf der einen Seite einen Film der sich ernst nimmt und einen der das nicht tut! Meiner Meinung nach sollte ein Film wie XXX sich ernst nehmen, mit anständigen Dialogen aufwarten (zumindest wenn man wie überall gehört sich mit Bond messen will) zum andern haben wir goldmember. Ein Film der sich gar nicht erst die Mühe gibt ernstgenommen zu werden. Ein Film der nichts anderes tut als über sich selbst und andere zu spotten.

Aus dieser Sicht kann man schon mehr bewerten, ob es den jeweiligen Filmen gelungen ist gut zu sein und wie sie im Vergleich wirken.

Meiner Meinung nach kann man sie auch nach einem einfacheren Kriterium vergleichen: XXX ist scheisse und sein Geld nicht wert, Goldmember bietet einem zwar stumpfsinnige und teilweise sehr fekalhaftigen Humor, aber das tut er, und wer das sehen will, ist mit diesem Film bestens bedient!!!Mehr anzeigen


cineast2001

vor 21 Jahren

Nun hört mal Leute,man kann die Filme schon miteinander verglecihen!Schleißlich is in dem Film Goldmember der coolste und actiongeladenste Stunt des Jahrhunderts zu finden.So cool und lässig wie in "Austin Power:Goldmember" wurde noch nie ein Apache-Helicopter vom Himmel geholt.Da stinkt doch dieser Vin Diesel(ist das nicht der Cousin von Billy Super-Verbleit??)völlig ab.darüberhinaus nimmt sich der Film "xXx-TripleX "wieder so ernst,das es schon wieder peinlich und lächerlich wirkt!Dagegen wirkt Goldmemeber schon wieder ernst!!Mehr anzeigen


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