Jin-Roh - The Wolf Brigade Japan 1998 – 96min.

Filmkritik

Einmal ein Tier, immer ein Tier?

Sven Schwyn
Filmkritik: Sven Schwyn

Japan nach der Bombe. Um der Gewalt auf den Strassen Herr zu werden, ruft der Staat die paramilitärische Sonderpolizei CAPO ins Leben, die gemeinsam mit der zivilen Polizei gegen die Anarchisten vorgehen soll. Mit dem aufkeimenden Wirtschaftswunder beginnt der gemeinsame Feind jedoch zu schwächeln und aus Angst vor der Bedeutungslosigkeit öffnet sich eine neue Front zwischen den Polizeiapparaten.

Die Elitesoldaten der CAPO sehen sich als Wölfe, die ihre Gegner gnadenlos jagen und erlegen. Schwäche wird nicht geduldet, und entsprechend in Ungnade fällt der Soldat Fuse, nachdem er in einem Schlüsselmoment gezögert hat. Unter der gepanzerten Uniform rebelliert der Mensch Fuse gegen das Tier, und der Versuch, all das zu verstehen, treibt ihn in die Arme einer Frau und zwischen die Fronten der Staatsmacht. Gewinnt der Mensch, gewinnt das Tier oder ist am Ende alles nur perfekt geplante Spionage und Gegenspionage?

Wer das herausfinden möchte, darf den Film keinen Moment lang aus den Augen lassen. Denn wie schon in seinem letzten Werk Ghost in the Shell verwebt Drehbuchautor Mamoru Oshii den roten Faden zu einem undurchsichtiges Netz, das die obskuren Machtverhältnisse im Film wiederspiegelt und für Manga-Neulinge nicht immer einfach zu durchschauen ist. Der Teufel steckt bekanntlich im Detail.

Gleichzeitig spannt Oshii das Grimmsche Märchen von Rotkäppchen über die Handlung und macht es am Wolf Fuse und dessen Feindbild fest. Damit ist ihm ein perfekter Wurf gelungen, denn das Märchen einerseits und die eigentliche Geschichte auf der anderen Seite ermöglichen es Regisseur Hiroyuki Okiura und Animateur Kenji Kamiyama raffiniert zwischen zwei Bilderwelten zu wechseln und dabei alle Register der japanischen Animationskunst zu ziehen. Das Resultat ist spektakulär. Dem puritanischen Okiura verdankt der Film seinen handwerklichen Charme, während Kamiyama wohl für die beeindruckenden Kamerafahrten und sparsam eingesetzten Spezialeffekte verantwortlich ist.

In die Schweiz gebracht haben "Jin-Roh" einige enthusiastische Manga-Liebhaber unter dem Label Film Verleih Gruppe. Kein einfaches Unterfangen, wenn man die Ellenbogengesellschaft unter den Verleihern und Kinos sowie die bürokratischen und finanziellen Hürden berücksichtigt. Schade ist auch, dass der Film zum jetzigen Zeitpunkt nur im kleinen Riff-Raff 2 in Zürich starten wird, da die beiden anderen Premierenkinos in Bern und Basel vor wenigen Wochen Pleite gegangen sind. Die Liebhaber japanischer Animation werden also nach Zürich pilgern müssen und tun dies hoffentlich in Scharen, dem Film und dem Engagement der Film Verleih Gruppe wäre es jedenfalls zu gönnen.

Nebenbei: Der Original-Soundtrack ist exklusiv bei der Film Verleih Gruppe erhältlich (Badenerstr. 18, 8004 Zürich, presse@waldner.net).

19.02.2021

4

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Kommentare

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gioschenk

vor 21 Jahren

Ein Anime, das auch die meisten herkömmlichen Filme überragt


stein

vor 22 Jahren

Ich bin eher zufällig auf diesen Film gestossen, ein Anime-begeisterter Kollege hatte mich mitgeschleppt. Den Film habe ich sehr genossen. Die Art des Films war mir völlig fremd und auch die Geschichte war für mich zuerst nur schwer verständlich.
Aber mit der Zeit vermochte mich dieses kleine Kunstwerk immer mehr zu fesseln. Die Darstellung der Charaktere ist sehr gut gelungen und die komplizierte Handlung ist in sich schlüssig und hat keine Hänger.
Ich kann diesen Film unbedingt weiterempfehlen, es ist eine tolle Abwechslung zum europäischen und amerikanischen Kino.Mehr anzeigen


stein

vor 22 Jahren

Beeindruckend


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