Fire Kanada, Indien 1996

Filmkritik

Feurig

Filmkritik: Eduard Ulrich

Im ersten Teil ihrer Trilogie ("Fire", "Earth", "Water") zu Tabus und ernsten Problemen der indischen Gesellschaft knöpft sich die in Kanada lebende Deepa Metha das von den Eltern arrangierte Heiraten vor.

Aber selbst zum Scheitern einer Zwangsehe gehören Zwei. Obwohl man das Institut der arrangierten Ehe im Westen gerne als Auslaufmodell betrachtet, muss man doch anerkennen, dass es viele Gesellschaften praktizieren und dass es keinesfalls deren Fortbestand gefährdet, wie man an der riesigen Population Indiens sieht. Und mit dem Vermischen der Kulturen, insbesondere durch die FremdarbeiterInnen aus der Türkei in Europa, erleben wir auch in unserer Gesellschaft Fälle spektakulären Scheiterns derartiger Verbindungen zweier sich meist kaum kennender Partner.

Das Hauptproblem ist dabei aber nicht so sehr die mangelende emotionale Beziehung als vielmehr das Zusammentreffen unterschiedlicher Lebensarten, wenn beispielsweise eine traditionell erzogene junge Frau, oft auf dem Land aufgewachsen, mit einem westlich sozialisierten jungen Mann aus der Stadt gepaart wird. Um einen ähnlich gelagerten Fall handelt es sich auch, als die bildhübsche Sita (Nandita Das) mit dem nicht weniger feschen Jatin (Javed Jaffrey) verheiratet wird. Schon während der Hochzeitsreise zeigt sich an Details wie dem Filmgeschmack, dass sie völlig unterschiedliche Wert- und Beziehungsvorstellungen besitzen.

Jatin pflegt zudem eine Liebesbeziehung zu einer jungen Chinesin, die mit ihrer Familie während der Kulturrevolution nach Indien fliehen musste. Ohne Umschweife erklärt er seiner frischgebackenen Ehefrau, dass er seine Geliebte nicht aufgeben werde wegen dieser Zwangsehe, nachdem sie in sein Elternhaus eingezogen ist, wie es in Indien üblich ist. Jatins Familie führt in Neu Delhi ein kleines Geschäft, bei dem Video-Verleih und Essen über die Gasse höchst effizient kombiniert sind. Mit von der Partie ist auch Jatins deutlich älterer Bruder, der ebenfalls (zwangs)verheiratet ist und seine Frau einem Martyrium unterzieht, indem er als Jünger eines selbsternannten Geistlichen absurden Lebens- und Anti-Liebesregeln folgt.

Da ist es nur eine Frage der (kurzen) Zeit, bis sich die beiden von ihren Ehemännern ungeliebten und vernachlässigten Frauen, die im selben Haushalt leben und zur Zusammenarbeit gezwungen sind, näherkommen. Dass eine derartige Entwicklung nicht das Wohlwollen der traditionell auf ihre Machtansprüche pochenden Männer findet, liegt auf der Hand. Und so entwickelt sich ziemlich rasch eine höchst explosive Stimmung. Diese schön gefilmte und sehr gut gespielte Geschichte ist leider ein wenig absehbar.

23.05.2006

3.5

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