Artikel9. Februar 2022

Neu im Kino: 3 Filme, die wir euch diese Woche ans Herz legen

Neu im Kino: 3 Filme, die wir euch diese Woche ans Herz legen
© Elite Film | Frenetic Films | Cineworx

Von Liebe erdrückt: Die Filmauswahl diese Woche zeigt Menschen, die sich um ihre Liebsten sorgen, sie beschützen und unterstützen. In «In Liebe lassen» ist es die mütterliche Fürsorge für ihren krebskranken Sohn, welcher jedoch mit ihrer besitzübergreifenden Art zu kämpfen hat. Auch die verbotene Liebe des Dienstmädchens Jane in «Mothering Sunday» steht unter einem schwierigen Stern und sie muss sich entscheiden, ob sich diese mit ihrer Zukunft vereinbaren lässt. Zur gleichen Zeit am gleichen Ort geboren, verbindet die vier Protagonisten in der Dokumentation «Parallel Lives» auch biografisch mehr, als man erahnt, nicht zuletzt sind es oft die emotionalen Entscheidungen, die das Leben prägen.

1. «Mothering Sunday»

Drama um eine die Klassengrenzen sprengende, leidenschaftliche Liebe im England der 1920er-Jahre.

England 1924: Dienstmädchen Jane (Odessa Young) trifft sich an ihrem freien Sonntag mit dem Spross einer vornehmen Familie (Josh O´Connor) zum Schäferstündchen. Keine Zukunft kann diese Beziehung aber haben, denn der Liebhaber soll demnächst standesgemäss heiraten. Jane wird sich aber in Eva Hussons achronologisch und fragmentarisch erzähltem Drama über die Jahre aus der Abhängigkeit befreien und zur gefeierten Schriftstellerin aufsteigen.

«Mothering Sunday» erzählt nicht nur von leidenschaftlicher Liebe und Kriegstraumata, sondern auch von der Emanzipation einer Frau. Gleichzeitig reflektiert Husson mit der Entwicklung Janes zur Schriftstellerin auch über die Wurzeln literarischer Tätigkeit, die untrennbar mit persönlichen Erfahrungen verbunden scheinen.

Viel packt Husson in dieses Drama, doch durch die stark fragmentarische Erzählweise, die geschmeidige Montage, die die Ebenen ineinander fliessen lässt, und die Sommerstimmung entwickelt sich trotz der ernsten Themen eine flirrende, luftig-leichte Szenenfolge, die sich langsam zu einem vielschichtigen Bild verdichtet.

4 von 5 ★

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2. «In Liebe lassen»

Die Reise eines jungen Mannes mit Krebs im Endstadium mit seiner Mutter und seinen Angehörigen.

Benjamin (Benoît Magimel) ist an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankt, der ihm nur noch wenige Monate zu leben gibt. Nach der schmerzlichen Nachricht muss er die Kraft finden, weiter zu kämpfen, nicht um geheilt zu werden, sondern um die letzten Wochen seines Lebens so friedlich wie möglich zu verbringen. Umgeben von seiner besitzergreifenden, ja aufdringlichen Mutter (Catherine Deneuve) und seinem Arzt Dr. Eddé (Gabriel Sara), einem ebenso kompetenten wie emphatischen Krebsspezialisten, wird Benjamin mit seinen Ängsten konfrontiert und muss vor seinem Abschied Bilanz über sein Leben ziehen.

Sinnlich, intim und zuweilen bewegend pendelt «De son vivant» zwischen den Fluren des Krankenhauses und dem Theater, in dem er seinen Schülern seine letzten Kräfte anbietet. Der Patient, die Familie, die Freunde, aber auch das Pflegepersonal, hier gespielt dem wunderbaren Gabriel Sara, leiden alle auf ihre Weise unter der Tragödie.

Sanft und brutal zugleich schildert der Film den Schmerz und die Schwierigkeit, Abschied zu nehmen und andere gehen zu sehen. Aber auch die absolute Notwendigkeit, zu vergeben und Vergebung zu erfahren. Wir lernen die Bedeutung von «Danke», «Ich liebe dich» und «Tschüss».

4 von 5 ★

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3. «Parallel Lives»

Ausgehend vom eigenen Erleben fragt Frank Matter, wie Weltgeschehen persönliche Biografien formt.

In der Begegnung mit vier Menschen, die am gleichen Tag wie er an einem anderen Ort geboren wurden, begibt sich der Schweizer Journalist und Filmemacher Frank Matter auf eine filmische Erkundungsreise durch sechs Jahrzehnte. Dabei setzt er die persönlichen Erfahrungen und Erinnerungen seiner Protagonisten in Bezug zu historischen wichtigen Ereignissen. Ausgehend vom eigenen Erleben geht er zudem der Frage nach, inwiefern das Weltgeschehen persönliches Bewusstsein und Handeln beeinflusst.

Matter verortet die verschiedenen Erzählungen im Spannungsfeld wichtiger politischer Ereignisse und gesellschaftlicher Entwicklungen und entwirft in bilderprächtiger Verdichtung ein faszinierendes Puzzle jüngster Zeitgeschichte. Ausgangspunkt seiner Suche ist die dem Film vorangestellte Frage nach der Schicksalhaftigkeit des Seins und dem, was Menschen verbindet und einander fremd sein lässt.

Die Welt habe sich in der Zeit seines Lebens enorm verändert und die Globalisierung die Menschen nahe wie nie zuvor zusammenrücken lassen, lautet Matters Fazit. Sein im Laufe mehrerer Jahre entstandener Film allerdings endet mit im Frühling 2020 geschossenen Aufnahmen und der Feststellung, dass diese Pandemie, von der man noch nicht weiss, welche Bedeutung ihr dereinst zukommt, die Menschen wieder auseinander treibt.

4 von 5 ★

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Welche weiteren Filme ab sofort neu im Kino zu sehen sind, erfährst du hier.

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