Artikel8. März 2024

Mythos oder Wirklichkeit? 7 Fakten zur historischen Sky-Show-Serie «Mary & George»

Mythos oder Wirklichkeit? 7 Fakten zur historischen Sky-Show-Serie «Mary & George»
© 2024 Sky Studios Limited

Sex, Mord und sozialer Aufstieg: In der historischen Sky-Show-Serie «Mary & George» spielt Julianne Moore eine ambitionierte Mutter, die mit Hilfe ihres gutaussehenden Sohnes George den englischen Königshof zu ihren Gunsten manipuliert. Wir haben einige der Schlüsselszenen der Serie auf ihren Wahrheitsgehalt gecheckt.

von Gaby Tscharner Patao

Die verwitwete und verarmte Gräfin Mary Villiers (Oscar-Gewinnerin Julianne Moore) ist eine ehrgeizige Mutter von vier Kindern, die mit Hilfe ihres gutaussehenden Sohns George am Hof von King James VI von Schottland und I von England (Tony Curran) die Karriereleiter erklimmen will. Deshalb serviert sie dem Monarchen mit einer Vorliebe für hübsche junge Männer ihren gutaussehenden Sohn George (Nicholas Galitzine) auf dem Silbertablett. Kreiert vom Autor D.C. Moore, der schon Drehbücher für «Killing Eve» geschrieben hat, und basierend auf dem Sachbuch «The King's Assassin» von Benjamin Woolley stützt sich «Mary & George» auf historische Begebenheiten am jakobinischen Königshof des 17. Jahrhunderts – doch wieviel Wahrheit steht wirklich in «Mary & George»?

Szene aus «Mary & George» © 2024 Sky Studios Limited

1. Die sexuelle Orientierung von King James steht zur Debatte

In «Mary & George» wird King James I von England als homosexueller Mann gezeigt. Seine Ehefrau Königin Anne (Trine Dyrholm) wird in erster Linie als Alibi-Frau dargestellt, die seine zahlreichen Ausschweifungen mit jungen, gutaussehenden Männern toleriert.

Unter Historiker:innen und Biograf:innen wird die Sexualität von König James I. schon seit langem diskutiert. Der Sohn von Maria Stuart soll sowohl mit Frauen als auch mit Männern Affären gehabt haben. Tatsache ist, dass er mit Anna von Dänemark verheiratet war und mit ihr neun Kinder hatte, von denen sechs als Kleinkinder verstarben. Basierend auf zwei Gedichten, die der Regent selber verfasst hat, wird die schottische Dame Anne Murray als seine Mätresse gehandelt.

Aber auch seine männlichen Favoriten Robert Carr, der Graf von Somerset und George Villiers, der Herzog von Buckingham, sind landläufig als seine Liebhaber bekannt. Laut dem Biografen David Bergeron soll ein damaliger Abgeordneter des englischen Unterhauses keinen Ehemann gesehen haben, der so sehr mit seiner Frau flirtet, wie King James mit seinem männlichen Favoriten. Und laut Edward Peyton, einem Offizier der königlichen Flotte, soll der König seinen Favoriten geküsst haben wie eine Mätresse. Kürzliche Restaurationen des königlichen Landhauses Apethorpe Palace sollen ausserdem einen bisher unbekannten Geheimgang zwischen den Schlafzimmern von King James und George Villiers aufgedeckt haben.

Julianne Moore und Nicholas Galitzine in «Mary & George» © 2024 Sky Studios Limited

2. Mary Villiers, mit dem eigenen Kind zur Macht

«Mary & George» porträtiert Mary Villiers als ruchlose Intrigantin, die sich bewusst ist, wie wenig Einfluss sie als Frau im England des 17. Jahrhunderts hat. Als Mutter von vier Kindern setzt sie alles auf ein Pferd: George. Obwohl die Familie nicht wohlhabend ist, schickt sie ihren gutaussehenden Sohn nach Frankreich, um in allen Dingen, die am königlichen Hofe wichtig sind, unterrichtet zu werden. Das Ziel ist klar: George soll der Favorit des Königs werden.

Die als Mary Beaumont Geborene kam aus einfachen Verhältnissen. Sie heiratete Sir George Villiers, mit dem sie vier Kinder hatte. Nachdem ihr Mann 1606 verstarb, stand Mary vor dem finanziellen Ruin. «Sie konzentrierte ihre ganzen Ambitionen darauf, ihren sozialen Status zu verbessern und George war ihr Hilfsmittel dafür», erklärt Benjamin Woolley, auf dessen Buch «The King’s Assassin» die TV-Serie basiert, in einem Interview mit der Zeitung The Standard. In Frankreich lernte George zu tanzen, fechten und Französisch zu sprechen und das Resultat war beeindruckend. Godfrey Goodman, der Bischof von Gloucester, soll George als «Mann mit dem schönsten Körper in ganz England» beschrieben haben, der gute Konversationen führen könne und eine angenehme Disposition habe.

Szene aus «Mary & George» © 2024 Sky Studios Limited

3. Die Rivalität der Favoriten

Die TV-Serie zelebriert die Rivalität der Favoriten um die Gunst des Königs. Robert Carr, der erste Earl of Somerset (Laurie Davidson) ist nicht nur der Liebhaber des Königs, sondern auch seine rechte Hand. Das Queer-Sein wird am Hofe zelebriert. Die Schwäche des Regenten für hübsche junge Männer macht ihn empfänglich für Marys Intrigen und Georges Lenden. Der Earl of Somerset fühlt sich zu Recht bedroht und zieht alle Register, um George vom König fernzuhalten.

Die enge Beziehung zwischen King James und dem Earl of Sommerset, seinem Favoriten, ist gut dokumentiert. Der König entdeckte den 20-jährigen bei einem Lanzenstechen, bei dem der junge Reiter sein Bein brach. Der König machte ihn zunächst zu seinem Sekretär und später zum Lord Chamberlain, der höchsten Position am damaligen Hof. Sein Einfluss brachte Somerset am Hof auch Missgunst ein und seine Gegner begrüssten die Möglichkeit, ihn durch George Villiers ersetzen zu können. George begann als königlicher Mundschenk, was ihm erlaubte, mit dem König zu sprechen. An höfischen Maskenbällen zeigte er sein in Frankreich erworbenes Können als Tänzer.

Nicholas Galitzine in «Mary & George» © 2024 Sky Studios Limited

4. Ritterschlag vor dem Bettgeflüster

In der zweiten Folge von «Mary & George» sehen wir, wie George vom König zum Ritter Sir George geschlagen wird, bevor er sein Schlafzimmer betreten, ihm beim Baden und Anziehen helfen und vielleicht auch sein Bett teilen darf.

Tatsächlich war die Ritterwürde vom Titel Gentleman of the Bedchamber begleitet, seit dem 11. Jahrhundert eine wichtige Position am Hofstaat des englischen Königreichs. Der Gentleman of the Bedchamber war in erster Linie damit beauftragt, dem Monarchen beim Anziehen und Essen zu helfen und den Zugang zu seinem Schlafzimmer zu bewachen. Aber die unmittelbare Nähe und der unbeschränkte Zugang, die ein Gentleman of the Bedchamber zu seinem König hatte, machte ihn enorm machtvoll.

Szene aus «Mary & George» © 2024 Sky Studios Limited

5. Orgien als Kunst

Die dritte Folge von «Mary & George» ist im Jahre 1616 angesiedelt und wir beobachten, wie Somerset für den König eine aufwändige Orgie mit zahlreichen jungen Männern organisiert, deren Körper kunstvoll vor wunderschönen Gemälden des frühen Barock drapiert werden. Eines der Gemälde ist eine Darstellung der Enthauptung des Holofernes durch Judith von Artemisia Gentileschi. Als wäre das Gemälde ein Symbol für Somersets abgelaufene Zeit am Hofe, lässt George es später aus dem Palast tragen, als er Somersets Nachfolge als Favorit des Königs antritt.

Die Bühnenbildner von «Mary & George» haben wohl gerade dieses Gemälde ausgesucht, weil es die biblische Geschichte von Judith erzählt, die vorgibt, Holofernes verführen zu wollen, nur um ihn zu enthaupten und damit ihr Volk vor seinem Unterdrücker zu retten. Das Gemälde hat sogar eine doppelte Bedeutung, denn Gentileschi, eine der wenigen weiblichen Malerinnen ihrer Zeit, malte sich selbst als Judith. Als Holofernes porträtierte sie Agostino Tassi, einen Kollegen ihres Vaters, der die 18-jährige Artemisia vergewaltigte und für diese Schandtat nie zur Rechenschaft gezogen wurde.

Szene aus «Mary & George» © 2024 Sky Studios Limited

6. War Somersets Frau eine Hexe?

Frances Howard (Rina Mahoney), die Ehefrau des Earl of Somerset, wird in «Mary & George» als die Drahtzieherin hinter dem Favoriten des Königs dargestellt. Sie intrigiert gegen Mary und George, um selbst an der Macht zu bleiben. Aber Sir Thomas Overbury, ein Verbündeter von Somerset, war von Anfang an gegen die Heirat mit Frances Howard. Ihr gelingt es, ihn in den Tower von London werfen zu lassen, wo er nach kurzer Haft stirbt. Als Beweise für Overburys Mord ans Licht kommen, wird Frances Howard der Hexenkunst bezichtigt und die Schlinge um ihren Hals zieht sich zu.

Frances Howard war wohl das, was wir heute als Mean Girl bezeichnen würden. Eine Intrigantin, die nur auf ihr eigenes Wohl bedacht ist. Als Sir Thomas Overbury seinem Freund Somerset von der Heirat mit ihr abrät, stellt sich die ganze, einflussreiche Howard Familie gegen ihn. Sie überzeugen den König, Overbury den Posten des Botschafters in Russland anzubieten, wohl wissend, dass er diesen ablehnen würde. Der König sieht das als Beleidigung an und wirft Overbury in den Tower, wo dieser nach kurzer Zeit stirbt. Der Hochzeit zwischen Frances Howard und Somerset stand nichts mehr im Wege.

18 Monate später gesteht jedoch ein Apotheker, dass er von Howard bezahlt wurde, um Gift für Overburys Ermordung zu beschaffen. Eine Untersuchung ergibt, dass Howard Overbury über längere Zeit mit Süssigkeiten, die Arsen enthielten, vergiftet hat. Aber erst ein Einlauf mit Quecksilberchlorid hat zum Tod geführt. Mehrere Helfer werden für den Mord gehängt. Howard und Somerset werden lebenslang in den Tower von London verbannt, aber eine Begnadigung des Königs setzt beide 1622 wieder frei.

Tony Curran in «Mary & George» © 2024 Sky Studios Limited

7. Wurde King James I von George ermordet?

«Mary & George» stellt die letzten Tage des Königs als eine Art Fiebertraum dar. Als George und der Königssohn Charles aus Spanien zurückkehren, wo eine Heirat mit der Infantin und Liaison zwischen den beiden Königshäusern nicht zustande kam, wird George königlicher Verrat vorgeworfen. Eine Anschuldigung, die der inzwischen zum Duke of Buckingham beförderte George nicht auf sich sitzen lassen kann.

Im Jahre 1625 war König James Gesundheit schlecht. Er hatte Arthritis, Gicht und litt unter Schwindelanfällen, nachdem er von Malaria befallen wurde. Nach einem Schlaganfall im März übernehmen Mary und George die Pflege des Königs, der aber am 27. März einer bakteriellen Ruhr erliegt. Da die Medizin, die George zur Behandlung empfiehlt, seine Gesundheit verschlechtert, kommen Gerüchte auf, James sei vergiftet worden. Aber die Vorwürfe führten zu keinen Anklagen. Schliesslich gibt George für seine Beziehung mit King James sein Leben. Er wird 1628 von einem dem Königshaus treuen Soldaten namens John Felton ermordet.

«Mary & George» ist seit dem 07. März auf Sky Show verfügbar.

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