Kritik8. Mai 2023

Kritik: «Queen Charlotte: Eine Bridgerton-Geschichte»: Die wilden Jahre einer Königin

Kritik: «Queen Charlotte: Eine Bridgerton-Geschichte»: Die wilden Jahre einer Königin
© LIAM DANIEL/NETFLIX

Hier kommt unsere Kritik zu «Queen Charlotte: Eine Bridgerton-Geschichte»! Seit dem 4. Mai läuft die erste Serie, die aus dem erfolgreichen Bridgerton-Universum hervorgegangen ist, bei Netflix. Eine wirklich fesselnde Serie, trotz einiger Stolpersteine.

Text von Maxime Maynard; Übersetzung von Maria Engler

Shonda Rhimes, die Unvergleichliche

Seit 2005 und der Gründung von Shondaland, ihrer eigenen Produktionsfirma, ist Shonda Rhimes das Aushängeschild einer beeindruckenden Liste von Serienerfolgen, die mit «Grey's Anatomy» begann. Die ausserordentliche Popularität von «Scandal» oder «How to get away with Murder» hält sie weiterhin als feste Grösse auf dem Bildschirm. Von Medizin über Recht bis hin zu Politik - trotz der Vielfalt der historischen oder beruflichen Bereiche, die als Hintergrund für ihre Serien dienen, ist die Handschrift von Shonda Rhimes immer erkennbar: fesselnde Wendungen, allgegenwärtige Liebesaffären, starke Frauenfiguren und der Wunsch nach Vielfalt und Repräsentation. Ein persönlicher Stil, der nach wie vor Wiedererkennungswert hat und mit «Bridgerton» ins England des frühen 19. Jahrhunderts verlegt wurde.

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Ein Spin-Off von «Bridgerton»

Als «Bridgerton» im Dezember 2020 auf Netflix erschien, war die Serie ein durchschlagender Erfolg: Die ersten beiden Staffeln der Adaption der Saga der amerikanischen Autorin Julia Quinn zählen bis heute zu den beliebtesten Serien der Streaming-Plattform. In unglaublichen Kostümen zog die guyanisch-britische Schauspielerin Golda Rosheuvel mit ihrer köstlichen Darstellung der Königin Charlotte alle Blicke auf sich. Und diese historische Figur tritt in der ersten Spin-off-Serie des Bridgerton-Universums wieder ins Rampenlicht. «Queen Charlotte: Eine Bridgerton-Geschichte» zeigt eine fiktionale Version ihrer jungen Jahre und taucht in die Wirren ihrer frühen Regierungszeit ein.

Im Jahr 1761 verlässt die junge Charlotte von Mecklenburg-Sterlitz (India Amarteifio) das Herzogtum ihrer norddeutschen Heimat und reist nach England. Denn mit gerade einmal 17 Jahren und aufgrund einer von ihrem Bruder unterzeichneten Vereinbarung wird sie George III (Corey Mylchreest), dem König von Grossbritannien und Irland, versprochen. Während ihr Ehemann alles daran zu setzen scheint, sich von ihr zu distanzieren, hat die frisch gekrönte junge Frau Schwierigkeiten, sich in dem neuen Land einzuleben.

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Geschichte neu erlebt

Die Serie sagt es ganz offen: Sie ist rein fiktional und keinesfalls eine Geschichtsstunde. Die Verzerrung von Tatsachen, die in der Unterhaltungsbranche keine Seltenheit ist, führt immer wieder zu heftigen Debatten über die Pflicht zur Wahrhaftigkeit und historischen Genauigkeit. Und mit der Darstellung eines ethnisch vielfältigen Englands des 19. Jahrhunderts hat das «Bridgerton»-Universum heftige Kritik auf sich gezogen. So wird beispielsweise Königin Charlotte, deren Hautfarbe Gegenstand vieler Diskussionen war, hier von der farbigen Schauspielerin Golda Rosheuvel dargestellt. Dieser Aspekt hat keinerlei Auswirkungen auf die Ereignisse in der Originalserie, ist in «Queen Charlotte: Eine Bridgerton-Geschichte» aber von grosser Bedeutung. Denn die Auswirkungen ihrer Thronbesteigung auf Minderheiten und ihre Plätze im Adel werden durch die Figur der jungen Lady Agatha Danbury, die von der charismatischen Arsema Thomas dargestellt wird, geschickt verhandelt.

Fans der romantischen Geschichte von «Bridgerton» kommen dank einer königlichen Romanze mit faszinierenden Ereignissen voll auf ihre Kosten. Leider unterbricht das Hin- und Herwechseln zwischen zwei Epochen – Charlottes Beginn und spätere Regentschaft – immer wieder den Rhythmus der an sich spannenden Handlung. Auch wenn sich das Publikum über das Wiedersehen mit den bekannten Gesichtern von Lady Violet Bridgerton (Ruth Gemmell) und der älteren Lady Danbury (Adjoa Andoh) freuen wird, hätte eine lineare Entwicklung die zunehmende Verwirrung und Frustration in Grenzen halten können. Aber durch die Abkehr von einer einfachen Romanze und die Vertiefung der Themen Rassismus und psychische Störungen bietet «Queen Charlotte: Eine Bridgerton-Geschichte» zwar etwas holprige, aber ergreifende und süchtig machende Unterhaltung. Die dritte Staffel von «Bridgerton» wird voraussichtlich im Laufe des Jahres erscheinen.

3.5 von 5 ★

«Queen Charlotte: Eine Bridgerton-Geschichte» ist seit dem 4. Mai auf Netflix zu sehen.

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