Àma Gloria Frankreich 2023 – 85min.

Filmkritik

Ama Gloria

Filmkritik: Maxime Maynard

2014 gewann «Party Girl» die Goldene Kamera und den Preis in der Kategorie Un Certain Regard bei den Filmfestspielen von Cannes. Nun meldet sich die Regisseurin Marie Amachoukeli-Barsacq mit dem Film «Àma Gloria» “zurück, einem grossartigen Familiendrama.

Die sechsjährige Cléo (Louise Mauroy-Panzani) lebt in Paris. Seit sie denken kann, ist ihr Kindermädchen Gloria (Ilça Moreno Zego) Teil ihres Lebens. Doch nach dem Tod ihrer Mutter muss Gloria zurück in ihr Heimatland Kap Verde ziehen. Verzweifelt gelingt es Cleo, ihren Vater davon zu überzeugen, dass sie den Sommer dort verbringen darf.

Indem sie das Werk ihrer eigenen Nanny widmet, bestätigt Marie Amachoukeli-Barsacq eine sehr persönliche Inspiration. Um ihr Projekt zu realisieren, wendet sie sich an Bénédicte Couvreur - die langjährige Produzentin von Céline Sciamma, die mit «Tomboy“» und «Portrait de la jeune fille en feu» das Publikum erobert hatte. Das Drehbuch schrieb Pauline Guéna - Autorin des Buches «18.3 : Une année à la PJ»“, das den Film «La Nuit du 12 - In der Nacht des 12.» inspirierte. Ein überwiegend weibliches Team - ergänzt durch die Fotografie von Inès Tabarin sowie durch Musik von Fanny Martin - inszeniert die Geschichte zweier Charaktere, die durch eine tiefe Mutterliebe vereint sind. Der Kern des Films ist die Intensität dieser Liebe. Sie schimmert in jeder Szene, in jedem kleinen Moment der Zweisamkeit durch.

Die noch junge Louise Mauroy-Panzani ist in der Rolle der Cléo grandios. In ihrem allerersten Spielfilm brodelt sie vor Emotionen. Ihr Lachen erfüllt den Film, ihr Weinen bricht die Herzen. Die Welt offenbart sich durch ihren Blick. Mit ihr teilen wir Momente der Freude, der Angst und der Traurigkeit und entdecken eine kapverdische Lebensweise, die sich von der Pariser Realität deutlich unterscheidet. Ilça Moreno Zego ist im wahren Leben ein Kindermädchen und begleitet das Mädchen liebevoll. Die beiden Laien-Darstellerinnen ergänzen sich perfekt und rühren uns in jedem Moment.

Um die Stärke der Emotionen einzufangen, ist die Kamera ganz nah an den Personen und fokussiert regelmässig ihre Gesichter. Den Blicken des Publikums entgeht nichts. Wunderschöne animierte Sequenzen durchziehen den Film und zeugen von einer süssen, kindlichen Vision vergangener Augenblicke. Die Musik wird sparsam eingesetzt, die Regisseurin bevorzugt sie in Momenten der stillen Betrachtung. Eine angenehme stilistische Entscheidung, die den liebevollen Film «Àma Gloria» hervorragend ergänzt: Er ist ein sehenswertes Werk für alle Altersgruppen.

10.06.2024

4.5

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Kommentare

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Yvo Wueest

vor einem Monat

Die kleine Cléo besucht ihre Nanny Gloria auf den Kapverden und lernt Glorias eigene Familie kennen. Sie erlebt deren Liebe, aber auch die Eifersucht von Glorias Sohn. Cléos Blick verändert sich dabei und wird reifer.

In diesem berührenden Drama treffen zwei Welten aufeinander: Die westliche, in der viele Eltern Geld, aber wenig Zeit für ihre Kinder haben, und die kapverdische, in der Eltern meist Zeit, aber wenig Geld haben.

Der Film liefert uns einen zutiefst menschlichen Einblick in die soziale Realität und die emotionale Bindung zwischen Kindermädchen und Kind.

Kein Zweifel: Regisseurin Marie Amachoukeli und die Laien-Darstellerinnen Ilça Moreno Zego (Gloria) und Louise Mauroy-Panzani (Cléo) liefern hier grosses Kino!Mehr anzeigen


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