CH.FILM

EO Italien, Polen, Schweiz 2022 – 86min.

Filmkritik

Durch die Augen eines Esels

Irene Genhart
Filmkritik: Irene Genhart

Jerzy Skolimowskis Roadmovie über das Leben eines Esels ist de facto eine kritische Betrachtung über den Umgang des Menschen mit Tier, Natur und Umwelt im frühen 21. Jahrhundert. Der über weite Strecken aus Sicht des Esels erzählte Film nimmt immer wieder unerwartete Wendungen und überrascht durch seine experimentelle Gestaltung.

Abends steht Eo mit Kasandra in der Manege, tagsüber dient er als Zugtier. Kasandra verhätschelt ihren Esel, ist aber machtlos, als das Veterinäramt die Zirkustiere abführt. Eo kommt in einen Pferdestall, dann in eine Eselresidenz. Von da haut er ab. Er begegnet im Wald Wölfen, wird in einem Dorf zum Maskottchen des lokalen Fussballvereins, nach dem Match aber verprügelt. Er gelangt nach Italien, wird entführt und trottet schliesslich in einer Herde von Kühen seiner letzten Bestimmung entgegen.

Zu Beginn des Films steht eine Warnung für Lichtempfindliche. Tatsächlich geht das stroboskopische Flackern der ersten Szene ins Auge. Vielleicht muss man die Warnung aber auch weiter gefasst verstehen. Denn so lustig «EO» ist, so sehr geht er ans Herz: Dieser Film, den Jerzy Skolimowski im Alter von 84 Jahren als Hommage auf Robert Bessons «Au hasard Balthazar» realisierte, ist keine niedliche Eselskomödie, sondern eine kritische Betrachtung über den kruden Umgang des Menschen mit seiner Umwelt.

«EO» führt in Form eines Roadmovies vor, was einem Esel im Laufe eines Lebens zustösst – oder zustossen kann. Er ist in seiner Bildsprache experimentell. Er nimmt viele überraschende Wendungen und schreckt auch vor der Darstellung des Schrecklichen – einer Tötung, dem Besuch in einer Pelztierzucht, Bildern aus einem Schlachthof – nicht zurück. Der Esel steht manchmal im Zentrum des Geschehens, manchmal am Rande, wobei der Film des Grautiers Perspektive bisweilen übernimmt. Und dieser stoische Eselsblick auf das Treiben der Menschen geht direkt unter die Haut.

16.02.2023

4.5

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Kommentare

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alexmichel

vor einem Jahr

Ein Aergernis! Düster und bedrückend. Falls das jeman sehen will nur zu, ich bin enttäuscht.


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