Gabriel und der Berg Brasilien, Frankreich 2017 – 127min.

Filmkritik

Gewinnen lag ihm im Blut

Peter Osteried
Filmkritik: Peter Osteried

Zum zweiten Mal befasst sich der brasilianische Filmemacher Fellipe Barbosa mit dem Leben seines im Jahr 2009 verstorbenen Freundes Gabriel, aber auf eine Weise, die weit jenseits dessen ist, was man als biographischen Film verstehen würde. Ebenso wenig handelt es sich bei Gabriel und der Berg um Doku-Fiktion, auch wenn einige von Gabriels Wegbegleitern in Form von Voice-Over berichten, allerdings nicht, um dem Film eine Form von Authentizität zu geben, sondern eher, um dem Zuschauer eine Erinnerung an den Mann zu geben.

Gabriel Buchmann beschließt, eine Auszeit zu nehmen. Er zieht mit einem Rucksack von Land zu Land, um aus erster Hand zu erfahren, wie es um die Armut in der Welt bestellt ist. Dabei könnte er sein Studium an der UCLA beginnen, aber noch fühlt sich Gabriel dafür nicht bereit. Stattdessen zieht es ihn nach Afrika, wo er bei einer Massai-Familie lebt und versucht, anhand ihrer Traditionen zu leben und ihre Sprache zu erlernen. Er ist hin- und hergerissen zwischen dem Leben, das er hatte – privilegiert und als Teil der gehobenen Mittelklasse – und dem Leben, das er hier vorfindet. Er beschließt schließlich, den Berg zu besteigen, auf dem sein Schicksal besiegelt wird.

Wie es darum bestellt ist, ist keine Überraschung. Schon in den ersten Minuten erfährt man, was Gabriel dort geschah. Es geht nicht um das Ende dieses Menschen, sondern vielmehr um sein Leben, um den Konflikt in einem Menschen, der privilegiert aufgewachsen ist, aber so sehr Idealist ist, dass er nicht nur die andere Seite sehen, sondern den Menschen auch näherkommen und vielleicht etwas verändern will. Das Interessante an diesem Porträt ist dabei, dass man den Blick eines Freundes einnimmt. Und aus diesem Blickwinkel sieht man einen Mann, dessen Schwächen verstärkt, dessen Stärken aber auch noch deutlicher zum Tragen kommen, ohne dass er selbst idealisiert werden würde.

Der Film ist dabei sehr authentisch, und das nicht nur, weil einige der Menschen, denen Gabriel begegnete, sich hier selbst spielen, sondern auch weil die Handkamera eine sehr direkte Form der Erzählung zulässt. Zudem setzt Barbosa auf lange Einstellungen, ohne sich aber in Langatmigkeit zu ergehen. Vielmehr zeigt er, wie effektiv diese Herangehensweise sein kann, wenn man nicht nur auf glaubwürdige Schauspieler, sondern auch auf ein exzellentes Skript setzen kann, das es schafft, nicht nur die Widersprüche eines Menschen herauszuarbeiten, sondern seinen Charakter voll und ganz zu erfassen. Gabriel und der Berg ist faszinierendes, menschliches und packendes Arthouse-Kino.

23.01.2018

4

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