CH.FILM

Sonita Deutschland, Iran, Schweiz 2015 – 90min.

Filmkritik

Musik macht frei

Rolf Breiner
Filmkritik: Rolf Breiner

Sie lebt im Iran, stammt aus Afghanistan und ist 18 Jahre jung: Sonita möchte Rapperin werden, doch ihre Familie will sie an einen Ehemann verkaufen. Sie wehrt sich. Die Iranerin Rokhsareh Ghaem Maghami hat die Immigrantin ein Stück begleitet, sie aktiv unterstützt und ihren Freiheitskampf dokumentiert.

Sie haust in Teheran, mit ihrer Schwester und Nichte. Sonita hat ihre Heimat Afghanistan verlassen. Sie besitzt keine Papiere, keine Rechte, eigentlich keine Lebenserlaubnis. Eine Immigrantin mit Familienbindung. Eine NGO namens «House of Affection» unterstützt sie, die iranische Filmerin Rokhsareh Ghaem Maghami begleitet sie mit der Kamera. Sonita, der rappende Teenager, träumt davon, wie Rihanna oder Michael Jackson bekannt zu werden, frei zu sein. Ein Ding der Unmöglichkeit in Ländern wie dem Iran oder Afghanistan, wo es verpönt, ja verboten ist, als Frau Musik zu machen. Doch Sonita begehrt auf, lässt sich von ihrem Traum nicht abbringen – trotz drohender Zwangsverheiratung. Ihre Mutter will sie für 9000 Dollar an einen Ehemann verkaufen, um damit die Mitgift eines Sohnes zu finanzieren. Ein schier unlösbares Dilemma. Familie oder Freiheit? Sonita produziert mit einfachsten Mitteln ein Musikvideo, macht so im Netz auf sich aufmerksam, verschafft sich mit ihrem Freiheitssong Gehör – auch international. Sie reist in ihre Heimat, um ihre Familie umzustimmen und Dokumente zu besorgen, denn Amerika bietet ihr eine Chance. Die Familie will Geld, wie es Tradition ist. Die NGO «House of Affection» ist mittellos, kann nicht helfen. Sonita bietet sich der Filmerin an: «Willst du mich kaufen?»

Auch wenn die eine oder andere Szene leicht inszeniert oder animiert scheint, schafft die Filmerin eine starke Authentizität, gibt sich ein, beschreibt das Klima eines eingezwängten Lebens, eines familiären und gesellschaftlichen Dilemmas. Was bei uns gänzlich fremd scheint, ist in Afghanistan gang und gebe: Junge Frauen werden an potenzielle Bräutigame verkauft, um nicht zu sagen: verschachert.

Der Dokumentarfilm, iranisch-schweizerisch-deutsch produziert, ist vor allem in den Musiksequenzen stark und überzeugend. Sonita legt all ihre Kraft, Hoffnung und Seele in ihre Rapsongs, die nicht nur ihre Mutter, sondern auch ein westliches Publikum beeindrucken. Eine Rebellion von unten – in der Sprache der Musik.

16.02.2024

4

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