American Hustle USA 2013 – 138min.

Filmkritik

Geheiligt sei das funky Brust-Toupet

David Siems
Filmkritik: David Siems

Diese Kostüme! Dieser Style! Und erst die Musik! Allein was die Ausstattung angeht, hätte American Hustle bereits das Zeug zum Film des Jahres. Glücklicherweise ist die launige Gangster-Klamotte von David O. Russell aber auch charakterfestes Ensemble-Kino mit ziemlich umwerfenden Darstellern, die vor nichts zurückschrecken. Auch nicht vor Lockenwicklern und Brust-Toupets.

Lässige Betrüger hatten es im amerikanischen Kino schon immer leicht und erfreuen sich seit jeher allgemeiner Beliebtheit: Sei es die Geschichte vom chronischen Hochstapler Frank Abagnale Jr. in Catch Me If You Can, der dem Gesetz immer wieder eine Nasenlänge voraus ist, oder natürlich die Ocean's Eleven-Gang, die mit Leichtigkeit und Coolness zahlreiche Kasino-Tresore leerräumt. Entscheidendes Merkmal: Diese Schurken sind dem Publikum tausendmal sympathischer als die streberhaften Ordnungshüter, die moralisch ja eigentlich zweifelsfrei handeln.

Womit wir bei »American Hustle« und seinen beiden Protagonisten Irving Rosenfeld (Christian Bale) und seiner verführerischen Partnerin Sydney Prosser (Amy Adams) wären. Ersterer gibt sich als Anwalt des kleinen Mannes aus und kassiert fleißig Auftragshonorare, die er so etwas wie "gewinnbringendes Investment" nennt. Ihr Geld sehen die Mandanten allerdings nie wieder, stattdessen lässt Rosenfeld die Scheine in einer seiner vielen Reiningungsfilialen verschwinden. Der Plan geht auf, bis die beiden FBI-Lockvogel Richie DiMaso (Bradley Cooper) auf den Leim gehen. Der schlägt folgenden Deal vor: Um die Strafe zu mildern, soll sich das Paar mit Atlantic Citys Bürgermeister Carmen Polito (Jeremy Renner) anfreunden und ihn der Korruption überführen. Es beginnt ein gefährliches Spiel um Macht, Geld und Luxus, in dem auch die Mafia ein Wörtchen mitzureden hat.

Was klingt wie ein Thriller aus dem Hause Scorsese, ist in Wahrheit eine Komödie so lässig wie ein perfekter Hüftschwung in der 70er-Jahre-Disco. Zwar verbeugt sich Regisseur David O. Russell vor Mafia- und Gangster-Klassikern wie Good Fellas oder Scarface (entsprechende Protagonisten haben hier auch Gastauftritte), aber kontrastiert die stilprägende Gewalt mit feiner Ironie, bemerkenswerten Kostümen und einem erstklassigen Soundtrack – Tarantinos Jackie Brown lässt grüßen.

Sei es Bradley Cooper als streberhafter Agent mit Lockenwickler, der noch Zuhause bei Mutti wohnt, Jennifer Lawrence als hedonistische Jungmutter, die ihre Versorgungspflichten wiederholt mit ungeahnter Tollpatschigkeit torpediert oder Christian Bale als fettleibiger Zweifler: Es sind die Figuren und ihre Schwächen, die sie sympathisch und lebensgroß erscheinen lassen. Dass sie sich trotzdem mit aller Wucht gegen den Dreck in ihrem Leben stemmen, macht sie so imposant. Die Schlaghosen, Fönfrisuren, Goldketten und ausufernden Saufgelage tragen ihren Teil natürlich dazu bei.

18.02.2024

4

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Kommentare

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oscon

vor 7 Jahren

Starkes Gaunerstück mit einem fantastischen Ensemble vom Team, das uns schon bei Silver Linings Playbook zum lachen brachte!
Christian Bales Mut zur Hässlichkeit überzeugt ebenso wie Bradley Coopers schmieriges Spiel als Agent; hervorragend die Sexiness von Amy Adams oder die psychotische Tolpatschigkeit einer Jennifer Lawrence.
Und wenn dann noch Jeremy Renner und Robert de Niro in den Nebenrollen auftreten wird der Zuschauer mit Dialogen bombadiert, die es in sich haben.
Das eigentliche Prunkstück des Films sind aber das Setting inkl. Haare und toller Garderobe.Mehr anzeigen


movie-junkie

vor 9 Jahren

was braucht man da noch zusagen? Super story und schauspieler, filmmusik und kostüme super gewählt.
Christian Bale beweist wieder einmal seine wandlungsfähigkeit!


Barbarum

vor 9 Jahren

Etwas zu viele Längen und allzu oft gleicht der Film einer Revue von Schauspielern, die den Wandschrank ausgemottet haben und ihre Kostüme und Frisuren zur Schau tragen, gewürzt mit gelegentlichem Overacting. Aber dann wieder hat der Film einfach auch seine Momente und genügend Qualität vor und hinter der Kamera, dass man als Zuseher doch wieder gefesselt ist.Mehr anzeigen


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