Kritik5. Juni 2020

Serienkritik «Penny Dreadful: City of Angels» auf Sky Show: Gruselgeschichten aus der Stadt der Engel

Serienkritik «Penny Dreadful: City of Angels» auf Sky Show: Gruselgeschichten aus der Stadt der Engel
© IMDB

Am 8. Juni läuft auf Sky Show «Penny Dreadful: City of Angels» an – eine übernatürliche Serie, angesetzt im Los Angeles der 30er-Jahre. Eine Show mit grossartigen Filmsets und einem üppigen Look, die aber als fantastische Fabel daherkommt, die wahre Begebenheiten mit märchenhaften Gestalten mischt, was nicht unbedingt einen harmonischen Cocktail ergibt.

Kritik von Gaby Tscharner

Das Los Angeles des Jahres 1938 ist ein hartes Pflaster. Im betonierten Verlauf des Los Angeles River finden die beiden Polizisten Lewis Michener (Nathan Lane) und sein neuer Partner Tiago Vega (Daniel Zovatto), der erste mexikanische Cop der LAPD, vier nackte, weisse Leichen mit mexikanischen Tag-des-Todes Gesichtsbemalungen und offenen Wunden in der Brust. Daneben eine Graffiti auf Spanisch: „Wenn ihr unsere Herzen nehmt, nehmen wir eure.“

In Los Angeles tobt gerade ein Rassenkrieg über die geplante Autobahn von Downtown nach Pasadena, die sich vorwiegend durch mexikanische Stadtteile schlängeln soll. Auf den ersten Blick scheint es offensichtlich, dass es sich bei den Tätern um Mexikaner handelt. Aber Michener und Vega schürfen tiefer, womit sie rassistische Cops, korrupte Politiker, Evangelisten, Nazis und einen wandelbaren Dämonen (Natalie Dormer) gegen sich aufhetzen.

«Penny Dreadful: City of Angels» ist eine weitere Kreation von John Logan und ein Spin-Off der gleichnamigen TV-Serie mit Eva Green, Josh Hartnett und Timothy Dalton, die sich im Horrorgenre der «Penny Dreadful»-Bilderbuchromane des 19. Jahrhunderts bewegte und die sich mit der Bekämpfung von Hexen, Vampiren und Werwölfen im viktorianischen London beschäftigte.

Mal abgesehen vom Schöpfer, dem Titel und seltsamerweise nur einem der Hauptdarsteller – Rory Kinnear, der damals Frankensteins Monster spielte und hier einen ausgewanderten deutschen Nazi darstellt – haben die beiden Serien aber nichts gemein.

Häufig wird nicht ganz klar, was uns die Serie sagen will.– Cineman-Filmkritikerin Gaby Tscharner

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Basierend auf den ersten vier Folgen, die für die vorliegende Kritik gesichtet wurden, kann kaum eruiert werden, was «Penny Dreadful: City of Angels» uns sagen will. Diese Show nimmt die Geschichte von Los Angeles mit all seiner Kultur, seinen Traditionen, seinem Mischmasch von Religionen und fiktionalisiert sie, um sie uns schmackhafter zu machen.

Im Gegensatz zu Filmen wie «L.A. Confidential», die fiktive Geschichten vor dem Hintergrund wahrer Begebenheiten erzählen, nimmt sich diese Serie grosse Freiheiten heraus. Natalie Dormers Figur, ein dunkler und mysteriöser Racheengel, zieht sich wie ein roter Faden durch die Show. Gleich zu Beginn geht sie einen Zweikampf mit einem mexikanischen Todesengel namens Santa Muerte (Lorenza Izzo) ein, dann schlüpft die Dämonin in die Rolle der Sekretärin eines Stadtbeamten, der für den Bau der Autobahn zuständig ist.

Sie bezirzt als deutsche Einwanderin Magda einen Kinderarzt, der in Los Angeles Nazi Parolen verbreiten will und infiltriert den mexikanischen Untergrund als androgyne Swing-Tänzerin Rio. Warum? Um Chaos zu stiften, vielleicht. Weitere Gründe sind uns an dieser Stelle nicht bekannt. Während die aus «Game of Thrones» bekannte Dormer zwar einen furchterregenden Racheengel abgibt, ist sie als Magda mit holprigem deutschen Akzent und als Mexikanerin Rio weniger glaubwürdig.

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Der vielversprechendste Handlungsstrang ist dann auch der des jüdischen Detektiven Michener und dem Latino Vega, die beide gegen Rassismus im Polizeidepartement ankämpfen – und Vegas Kampf zieht sich weiter in seine eigene Gemeinde, wo er als Verräter gesehen wird. Nur leider wird diese Storyline einer Liebesgeschichte geopfert. Auf der Suche nach den Mördern der vier Leichen im Flussbett lernt Vega die junge und hübsche Radioevangelistin Molly (Kerry Bishé) kennen und lieben. Wo jedoch Molly und ihre verbitterte Mutter (Amy Madigan) als religiöse Fanatiker in den Faden der Geschichte reinpassen, ist nach vier Episoden unklar.

Der üppige Look der Serie ist faszinierend.– Cineman-Filmkritikerin Gaby Tscharner

Das Faszinierendste an «Penny Dreadful: City of Angels» ist definitiv der üppige Look der Serie. Gefilmt wurde in Stadtteilen von LA, die in den 20er- und 30er-Jahren gebaut wurden; es scheint, als wurde jeder erhältliche Oldtimer aufgeboten, und die Kostüme sind entweder authentisch vintage oder minutiös dem Stil der Zeit nachempfunden.

Eine grossräumige Szene, in der Rio mit Tiagos Bruder in einem LGBT-Nachtclub tanzt, ist ein Augenschmaus. Und Momente wie jener, in welchem der oft etwas hölzerne Daniel Zovatto als Detective Vega seine Mutter besucht und mit ihr und einem breiten Lachen auf dem Gesicht auf der Strasse Salsa tanzt, sind es Wert, der Serie eine weitere Chance zu geben.

3 von 5 ★

«Penny Dreadful: City of Angels» ist ab dem 8. Juni auf Sky Show verfügbar.

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